Pronstorf/05. Wirtschaftlicher Kontext: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
| (12 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{| | {{DISPLAYTITLE:{{SUBPAGENAME}}}} | ||
{{#subpages:{{BASEPAGENAME}}|pathstyle=subpagename}} | |||
| | <div class="content"> | ||
{| | |||
|- | |- | ||
| | | | ||
Ursprünglich bestanden die Pronstorfer Ländereien aus sechs niedergelegten Hufen des alten Dorfes Pronstorf. Zum Gut gehörten die Meierhöfe Rösing, Diekhof, Neukoppel | <span style="color:#000000;">Ursprünglich bestanden die Pronstorfer Ländereien aus sechs niedergelegten Hufen des alten Dorfes Pronstorf. Zum Gut gehörten die Meierhöfe Rösing, Diekhof, Neukoppel mit Verwalterhof, das Dorf Strenglin <span style="color:#000000;">mit Wassermühle (seit 1614) sowie, von 1783 bis 1937, eine Windmühle </span>(Abb. 7, 8). Darüber hinaus gab es eine Schmiede, die<span style="color:#0070c0;"> </span>[[wikidata:Q198632 |Ziegelei]]<span style="color:#0070c0;"> </span>„zu Hartenkamp“ sowie zahlreiche Einzelstellen und Ländereien. Die Ziegelei war im 18. Jahrhundert schon recht bekannt; sie lieferte 1740 auch die Steine für das<span style="color:#0070c0;"> </span>[[wikidata:Q831037 |Schloss Traventhal]].<ref name="ftn134">Vgl. Hirschfeld 1935, S. 60. | ||
</ref><span style="color:#000000;"> Ein späterer Neubau der Ziegelei im Jahre 1888 existiert nur noch in Gebäuderesten</span> (Abb. 9). <span style="color:#000000;">Sie wurde 1965 geschlossen.</span> | |||
Die Höfe des Gutes Pronstorf wurden von<span style="color:#0070c0;"> </span>[[wikidata:Q103350 |Leibeigenen]] und [https://geschichte-s-h.de/zeitreise/dritte-etappe/so-lebte-man-in-schleswig-holstein-um-1800/%20 Pächtern] bewirtschaftet bzw. verwaltet und betrieben. Im 18. Jahrhundert gab es einen Aufstand der Leibeigenen. Heinrich von Buchwaldt schrieb daraufhin in einem Gesuch an den [[wikidata:Q57852 |Herzog Karl Friedrich zu Gottorf]] (1702–1739), er möge ihm „2 ''Unterofficiers'' und 12 ''Mousquetaires''“ senden, um ihn gegen seine aufrührerischen Leute zu schützen, die weder Verwalter noch Vogt gehorchen wollten.<ref name="ftn135">Vgl. Rantzau 1902, S. 82. | |||
</ref> | </ref> | ||
Durch Waldwirtschaft, Koppelwirtschaft, [ | Durch Waldwirtschaft, Koppelwirtschaft, [[wikidata:Q1624951 |„Holländerei“]]<ref name="ftn136">Mit dem endenden 16. und dem beginnenden 17. Jahrhundert lässt sich der Holländereibetrieb als stehende Einrichtung auf allen Gütern Schleswig-Holsteins nachweisen. Er war so neu und einzigartig, verlangte so viel Fachkenntnisse und Genauigkeit, dass man genötigt war, Lehrmeister und Facharbeiter zunächst aus der Ferne herbeizurufen. Es waren Holländer, vielfach aber Nachkommen von eingewanderten Holländern. Noch in den nächstfolgenden Jahrhunderten nannte man die Pächter der Milchwirtschaft auf den adeligen Gütern, auch wenn dies Gewerbe mittlerweile von Einheimischen ausgeübt wurde, schlechthin "Holländer". Die Holländer gehörten in den Tagen der Leibeigenschaft zu den Freien auf dem Gut. In den Anfängen ihres Auftretens finden wir unter ihnen viele Reformierte. Die Holländer pachteten gewöhnlich mit dem Antritt am 1. Mai die herrschaftlichen Kühe für ein Jahr. Die Pacht berechnete sich nach der Zahl der Kühe und wurde zumeist in drei Terminen: am 1. Mai, zu Bartholomäus (24. August) und Martini (10. November) bezahlt. Bei der Übernahme der Kühe, oft auch schon früher, nämlich bei Unterzeichnung des Pachtvertrages, musste der Holländer eine Kaution zur sicheren Innehaltung seiner Verpflichtungen vorausbezahlen. Anfänglich betrug die Pacht 5–6 Reichstaler für jede Kuh. Im Laufe der Jahre steigerte sich die Vergütung bis zum Jahre 1817 auf 18 Reichstaler. Verschiedene Umstände haben die Erhöhung bewirkt, darunter die steigenden Milch-, Butter- und Fleischpreise sowie die zunehmende Geldentwertung. Durch die Mergelung des Bodens und Einführung des Kleebaus wurde der Milchertrag der Kühe bedeutend höher. | ||
</ref> in der Viehwirtschaft<ref name="ftn137">Vgl. Holländereien in Olpenitz und Schönhagen, https://www.kappeln.de/PDF/_Holländereien_in_Olpenitz_und_Schönhagen (03.11.2023). | |||
< | |||
</ref> sowie Fischwirtschaft konnte sich das Gut versorgen und seine Einnahmen sichern. Insbesondere während des [[wikidata:Q151616 |Nordischen Krieges]] (1700–1721) in Schleswig und Holstein musste das Gut immer wieder hohe Abgaben leisten, was den Wirtschaftsbetrieb stark schädigte. | |||
|[[Datei:Abb. 7. Gut Pronstorf Strengliner Wassermühle.jpg|mini|Abb. 7 Gut Pronstorf, Strengliner Wassermühle]][[Datei:Abb. 8. Gut Pronstorf - Windmühle Strenglin, 1822.jpg|mini|Abb. 8 Gut Pronstorf, Windmühle Strenglin, 1822]][[Datei:Abb. 9. Gut Pronstorf – Gutsziegelei „zum Hartenkamp“, 1888-1965.jpg|mini|Abb. 9 Gut Pronstorf, Gutsziegelei „zum Hartenkamp“, 1888-1965]] | |||
|[[Datei: | |||
|- | |- | ||
| | |||
|} | |} | ||
<references /> | |||
</div> | |||
Aktuelle Version vom 2. April 2025, 09:58 Uhr
- 01. Einleitung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Messkampagne
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
|
Ursprünglich bestanden die Pronstorfer Ländereien aus sechs niedergelegten Hufen des alten Dorfes Pronstorf. Zum Gut gehörten die Meierhöfe Rösing, Diekhof, Neukoppel mit Verwalterhof, das Dorf Strenglin mit Wassermühle (seit 1614) sowie, von 1783 bis 1937, eine Windmühle (Abb. 7, 8). Darüber hinaus gab es eine Schmiede, die Ziegelei „zu Hartenkamp“ sowie zahlreiche Einzelstellen und Ländereien. Die Ziegelei war im 18. Jahrhundert schon recht bekannt; sie lieferte 1740 auch die Steine für das Schloss Traventhal.[1] Ein späterer Neubau der Ziegelei im Jahre 1888 existiert nur noch in Gebäuderesten (Abb. 9). Sie wurde 1965 geschlossen. Die Höfe des Gutes Pronstorf wurden von Leibeigenen und Pächtern bewirtschaftet bzw. verwaltet und betrieben. Im 18. Jahrhundert gab es einen Aufstand der Leibeigenen. Heinrich von Buchwaldt schrieb daraufhin in einem Gesuch an den Herzog Karl Friedrich zu Gottorf (1702–1739), er möge ihm „2 Unterofficiers und 12 Mousquetaires“ senden, um ihn gegen seine aufrührerischen Leute zu schützen, die weder Verwalter noch Vogt gehorchen wollten.[2] Durch Waldwirtschaft, Koppelwirtschaft, „Holländerei“[3] in der Viehwirtschaft[4] sowie Fischwirtschaft konnte sich das Gut versorgen und seine Einnahmen sichern. Insbesondere während des Nordischen Krieges (1700–1721) in Schleswig und Holstein musste das Gut immer wieder hohe Abgaben leisten, was den Wirtschaftsbetrieb stark schädigte. |
|
- ↑ Vgl. Hirschfeld 1935, S. 60.
- ↑ Vgl. Rantzau 1902, S. 82.
- ↑ Mit dem endenden 16. und dem beginnenden 17. Jahrhundert lässt sich der Holländereibetrieb als stehende Einrichtung auf allen Gütern Schleswig-Holsteins nachweisen. Er war so neu und einzigartig, verlangte so viel Fachkenntnisse und Genauigkeit, dass man genötigt war, Lehrmeister und Facharbeiter zunächst aus der Ferne herbeizurufen. Es waren Holländer, vielfach aber Nachkommen von eingewanderten Holländern. Noch in den nächstfolgenden Jahrhunderten nannte man die Pächter der Milchwirtschaft auf den adeligen Gütern, auch wenn dies Gewerbe mittlerweile von Einheimischen ausgeübt wurde, schlechthin "Holländer". Die Holländer gehörten in den Tagen der Leibeigenschaft zu den Freien auf dem Gut. In den Anfängen ihres Auftretens finden wir unter ihnen viele Reformierte. Die Holländer pachteten gewöhnlich mit dem Antritt am 1. Mai die herrschaftlichen Kühe für ein Jahr. Die Pacht berechnete sich nach der Zahl der Kühe und wurde zumeist in drei Terminen: am 1. Mai, zu Bartholomäus (24. August) und Martini (10. November) bezahlt. Bei der Übernahme der Kühe, oft auch schon früher, nämlich bei Unterzeichnung des Pachtvertrages, musste der Holländer eine Kaution zur sicheren Innehaltung seiner Verpflichtungen vorausbezahlen. Anfänglich betrug die Pacht 5–6 Reichstaler für jede Kuh. Im Laufe der Jahre steigerte sich die Vergütung bis zum Jahre 1817 auf 18 Reichstaler. Verschiedene Umstände haben die Erhöhung bewirkt, darunter die steigenden Milch-, Butter- und Fleischpreise sowie die zunehmende Geldentwertung. Durch die Mergelung des Bodens und Einführung des Kleebaus wurde der Milchertrag der Kühe bedeutend höher.
- ↑ Vgl. Holländereien in Olpenitz und Schönhagen, https://www.kappeln.de/PDF/_Holländereien_in_Olpenitz_und_Schönhagen (03.11.2023).
