Hiiu-Suuremõisa/05. Baugeschichte und Architektur: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Herrenhäuser
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „{| |leave blank, so we can add automated content later |rahmenlos |- | ==== Sekundärliteratur ==== In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[1] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des K…“)
 
 
(220 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{DISPLAYTITLE:{{SUBPAGENAME}}}}
{{#subpages:{{BASEPAGENAME}}|pathstyle=subpagename}}
<div class="content">
{|
{|
|leave blank, so we can add automated content later
|[[Datei:Exampleimg1.jpeg|rahmenlos]]
|-
|-
|
|
==== Sekundärliteratur ====
==Zustand des Gutes Großenhof nach einem Inventar im Restitutionsjahr 1755==
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]
Ebba Margareta De la Gardie konnte eine Reihe Dagöer Güter nach zwölf jährigem Kampf 1755 zurückerlangen. Sie waren ihrem Großvater [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17373 Axel Julius De la Gardie] in Folge der Güterreduktion [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12356%20 Karls XI.] 1691 entzogen worden. Im April 1755 restituierte die russische Kaiserin [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q130752&oldid=2256265213 Elisabeth I.]<span style="color:#2f5496;"> </span>fünf Ländereien an ihre treue Untertanin.<ref>Anmerkung: Im Text werden für das Herrenhaus ''Hiiu-Suuremõisa mois'' sowie die Insel ''Hiiumaa'' die im 18. Jahrhundert gebräuchlichen Namen ''Großenhof'' und ''Dagö'' genutzt. | Note: In the text, the manor house Hiiu-Suuremõisa mois and the island of Hiiumaa are referred to by the names Großenhof and Dagö, which were commonly used in the 18th century. </ref> In welchem Zustand die Gräfin die Güter Großenhof (auch Pöhalep, Suuremõisa), Hienhof (estn. Hiiessaare), Hohenholm (estn. Kõrgessaare) und Putkas (estn. Putkaste) sowie die Feuerbaacke zu Koppo (Kõpu) übernahm, wurde in Inventaren zu den Gütern 1755 festgehalten.<ref name="ftn238">[[Hiiu-Suuremõisa/08. Quellen- und Literaturverzeichnis|Vgl]]. AM.104.1.71.</ref> Das Dokument gibt Aufschluss über den Zustand der Gebäude, der Gärten sowie die vorhandenen Lebensmittel, Gerätschaften und die zu den Gütern gehörende Bauernschaft. Des Weiteren wurden die Verpflichtungen der Gräfin festgehalten, die auf den Höfen erwirtschafteten Vorräte ihrer ehemaligen Pächter zu bezahlen. Die zugehörigen Bauern und Handwerker wurden namentlich vom Kind bis zur Greisin, das von ihnen bewirtschaftete Land, die auf dem Hof lebenden Tiere sowie deren Zustand aufgeführt. Auch der Wechsel einzelner Personen auf andere Höfe und die von den vor Ort Lebenden zu leistenden Abgaben wurden genau notiert.
 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.


Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
''Für das Gut Großenhof soll die Beschreibung kurz zusammengefasst und an prägnanten Stellen mit einem im Reduktionsjahr 1691 angefertigten schwedischen Inventar<ref>''Zitiert nach Maiste 2023, S. 211-213. (Anmerkung: Schwedisches Inventar ins Estnische übersetzt von Enn Küng, vom Estnischen ins Deutsche übertragen mittels ChatGpt). Für die Transkription des Dokumentes von 1755 danke ich herzlich Susanne Drutsch.''</ref><span style="color:#ff0000;"> </span>in Beziehung gesetzt werden.''


Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
Das Gut Großenhof umfasste 1755 mehr als 20 Gebäude. Es gab unter anderem ein gut erhaltendes zweistöckiges Wohnhaus aus Stein von circa 35m Länge und 12,6m Breite (19 ½ x 7 Faden)<ref name="ftn240">1 Faden bzw. Klafter = ca. 1,8 m.</ref>. Es war auf einem hohen Steinfundament errichtet, der Keller war in zwei Räumen überwölbt.<ref name="ftn241">Vgl. AM.104.1.71.</ref> In der schwedischen Bestandsaufnahme aus dem Reduktionsjahr 1691 wurde noch ein altes einstöckiges Gebäude mit zwei Schornsteinen und einem Bretterdach aufgeführt (28,8 x 9m).<ref name="ftn242">Vgl. Maiste 2023, S. 211.</ref> Auf einer [https://www.ra.ee/kaardid/index.php/et/map/viewImage?id=25298&page=1 Karte] von circa 1708 ist das Gebäude mit der Bezeichnung „Hoff Pöhalep“ vereinfacht abgebildet. Dem zufolge entstand das zweistöckige Haus erst nach 1708.<ref name="ftn243">EAA.1.2.C-IV-264, Hoff Pöhalep … med desz 3-ne Akerlotter, 1708 (?).</ref>


Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
Im Jahr 1755 bestand das Dach noch immer aus Brettern, war aber inzwischen mit drei Schornsteinen versehen. Das untere Geschoss enthielt eine Eingangs- bzw. Vorhalle (''Vorhaus''), einen großen Saal und sieben Zimmer sowie eine (schwedische) Küche, während es im oberen Geschoss nur zwei Kammern gab. Dem Wohnhaus gegenüber stand eine baufällige Herberge (''Herrberge'') mit Torfdach von ca. 16m Länge und 8m Breite (9 x 4 ½ Faden). Es enthielt eine Badestube (''Badstube'') nebst drei Kammern und einem Vorhaus. Unmittelbar bei der Herberge hatten die vormaligen Pächter ein neues kleines Käsehaus aus Brettern bauen lassen (''KäsHaus von Brettern''). Des Weiteren gab es eine Amtsmannherberge, verschiedene Scheunen und Speicher (''Kleten''), einen Pferdestall, eine Wagenscheune (''Wagen-Schaur''), ein Gefängnis und einen großen Garten. Letzter befand sich „hinter dem Wohnhause“. Die Gräfin Ebba Margareta konnte auf einen Garten zurückgreifen, in dem „verschiedene alte Äpfel, und Kirschen Bäume, wie auch Johanns Beeren Sträucher“ gediehen. Der Garten enthielt dazu eine Reihe großer wilder Bäume und drei Teiche. Er war von einem hölzernen Zaun umgeben (''guten Stacketen Planck''). Unmittelbar bei dem Garten hatte man außerdem eine umzäunte Sonnenuhr platziert.<ref name="ftn244">[[Hiiu-Suuremõisa/08. Quellen- und Literaturverzeichnis|AM]].104.1.71.</ref> Im Jahr 1691 wurde der Obstgarten ebenfalls beschrieben. Was seine Ausmaße und Gestaltung anbelangte, waren die Angaben präziser: Der von Planken umgebene Garten bestand aus aus zwei Teilen: 147 Apfel-, 55 Kirsch- und 6 Pflaumenbäume verteilten sich auf circa 209 x 137 Meter (116 x 76 Klafter). Für die Beerensträucher, deren Beete in acht Quadrate eingeteilt und mit Längs- sowie Quergängen versehen waren, wurden circa 270 x 103 Meter (150 x 57 Klafter) angegeben. Den Garten betrat man durch ein Doppeltor oder eine Gartentür vom Haus aus.<ref name="ftn245">Vgl. Maiste 2023, S. 212-213.</ref>


Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
Die Bestandsaufnahme von 1755 führte weitere Gebäude auf, die für die neue Besitzerin interessante wirtschaftliche Optionen bereithielten. Er gab eine Brau- und eine Brandweinküche, eine quadratischen Stallanlage (Viehgarten) für Rinder und Schweine. Zum Gut Großenhof, berichtete der deutschbaltische Publizist und Pastor [https://www.deutsche-biographie.de/pnd117546674.html#adbcontent August Wilhelm Hupel]<span style="color:#2f5496;"> </span>im Jahr 1782, gehörten auch eine Reihe kleiner Inseln, die hauptsächlich als Heuschläge und Viehweiden ([https://www.ra.ee/kaardid/index.php/et/map/view?id=27339 Raiwast, Wareslaid, Heinalaid, Herralaid, Radakalaid, Takkar, Harris und Wohhi]), aber auch als Wohnort für Fischer (Sarnako) genutzt wurden.<ref name="ftn246">[[Hiiu-Suuremõisa/08. Quellen- und Literaturverzeichnis|Vgl]]. Hupel 1782, Bd. 3, S. 573-574.</ref>


Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
Der Hof besaß eine Schmiede samt vollständiger Ausstattung, es gab Werkzeug zur Herstellung von Schiffen und auch ein fahrtüchtiges kleines Transportschiff mit „Siegel und Thau“. Hinzu kamen eine Reihe Lager- und Dörrstätten (Riegen) und eine baufällige Windmühle. Zum Gut gehörten Äcker, ein Krug bei der „Pöhalepschen Kirche“, eine Fischerei und Waldflächen. Circa 1 ½ Meilen vom Hof entfernt, befand sich ein zum Gut gehörender Kalkofen mit fünf Mündungen, in dem bis zu 300 Lasten Kalk<ref name="ftn247">1 Last = 2 Tonnen, ergo 300 Last = 600 Tonnen.</ref> (ca. 600t) auf einmal gebrannt werden konnte.<ref name="ftn248">[[Hiiu-Suuremõisa/08. Quellen- und Literaturverzeichnis|Vgl]]. AM.104.1.71.</ref>


==== Archivalien ====
Die Kalkproduktion, bereits Haupteinnahmequelle für die Vorfahren der Gräfin,<ref name="ftn249"><span style="color:#000000;">Vgl. Seppel 2017, S. 226. Vgl. außerdem Seppel in: </span><span style="color:#000000;">Põllo, Telvik,&nbsp;Mäeots (Hgg.) 2015,</span><span style="color:#000000;"> S. 288.</span></ref> sollte für sie ein wichtiges Handelsgut werden. August Wilhelm Hupel berichtete 1774: „''Zu Dagen hat Frau Gräfin von Steinbock bisher ein eigenes Schiff gehalten, welches Korn aus Hapsal, und Kalk von Dagen nach Lübeck führt, und Salz auch Stückgüter von dort bringt.''“<ref name="ftn250">Hupel 1774, Bd.1, S. 427.</ref> Die Hansestadt Lübeck schien demnach einer der wichtigen Standorte für die Geschäfte der Gräfin gewesen zu sein. Die Gräfin betrieb Kalkhandel, unter anderem im deutschen Norden, mit einem eigenen Schiff, für dessen Instandsetzung alle Mittel auf dem Gut bereitstanden. Das Gut selbst war auf landwirtschaftliche Tätigkeiten ausgerichtet, ob ausschließlich für den Eigenbedarf oder auch für den Handel, ist unklar. Das Meer und der nahe liegende Fluss westliches des heutigen Herrenhauses lieferte Fisch und die umliegenden kleinen Schäreninseln Weideland.
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]


Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
Die Bestandsaufnahme von 1755 verdeutlicht, dass Ebba Margareta ein wirtschaftlich gut aufgestelltes Anwesen übernahm.<span style="color:#2f5496;"> </span>Es brauchte jedoch ein neues Wohnhaus, das mit repräsentativer Ausstrahlung dem gesellschaftlichen Stand der Gräfin sowie dem Zeitgeist gleichermaßen gerecht wurde.


Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]


Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
==Das Haus mit Berücksichtigung historischer Zeichnungen aus dem Estnischen Nationalarchiv Tartu==
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
Im Estnischen Nationalarchiv in Tartu lagert ein Konvolut Zeichnungen aus dem Nachlass der Familie Ungern-Sternberg, den Nachfolgern der Familie Stenbock auf Dagö. Ab 1796 war [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q2040258&oldid=2217160372 Otto Reinhold Ludwig von Ungern-Sternberg] der Eigentümer von Großenhof. Seinen Nachfahr:innen und Erben:innen sollte das Haus bis ins 20. Jahrhundert gehören.
Das Konvolut enthält Zeichnungen von den Fassaden des Corps de Logis‘, Grundrisse und Entwürfe für die Fassaden von Stallgebäuden, einen Entwurf für die Überformung der Gartenfassade aus dem 19. Jahrhundert, eine handschriftliche Raumliste für das<span style="color:#00b050;"> </span>Corps des Logis sowie die Seitenflügel, Grundrisse der beiden Seitenflügel sowie einen Entwurf für ein Segelschiff mit Maßangaben. Die Blätter sind nicht datiert, das Konvolut wurde von Archivaren ins 18. Jahrhundert eingeordnet.<ref name="ftn251">[[Hiiu-Suuremõisa/08. Quellen- und Literaturverzeichnis|Vgl]]. EAA.1423.1.279.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
<gallery mode="nolines">
Datei:Suuremõisa, Frontseite.jpg|alt=|<small>Abb. 1 Vorderansicht</small>
Datei:Abb.2 Parkseite-Hiiu-Suuremoisa.jpg|alt=|<small>Abb. 2 Hinteransicht</small>
Datei:Abb.1 Zeichnungsfolge.jpg|alt=|<small>Abb. 6 Zeichnungsfolge</small>
</gallery>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
Zunächst zu einem Blatt mit einer Folge von drei Zeichnungen. Es zeigt Aufrisse der Vorder- und Gartenfassade des Corps de Logis' sowie einen Gebäudequerschnitt durch das Haupthaus vom Dachstuhl bis ins Kellergewölbe (Abb. 6). Vergleicht man die Zeichnungen mit der heutigen Fassade (Abb. 1, 2 , 6), fällt auf, dass sich die Zeichnungen kaum von der noch existierenden Außenarchitektur unterscheiden. In den Zeichnungen sind außerdem die erst 1772 angefügten Seitenflügel angedeutet. Es kann sich demnach kaum um Entwürfe handeln, die im Vorfeld des Baus von Großenhof entstanden.<ref name="ftn252">Ich danke Dan Lukas für die Informationen und Gespräche im Mai 2024.</ref>
Interessant ist auch, dass im Dachbereich des Querschnittes (Abb. 6 untere rechte Zeichnung) gelbe Punkte eingefügt worden sind, die aller Wahrscheinlichkeit nach wichtige statische Punkte des Mansarddaches markieren. Ein weiteres Element bilden ergänzende Einfügungen mit Bleistift. Sie wurden der professionellen, mit Tusche lavierten Federzeichnung recht ungelenk hinzugefügt. Man erkennt zum Beispiel Dekorationen an den Schornsteinen, ein angedeutetes zusätzliches Geschoss im Mittelrisaliten des Corps de Logis sowie ausladende Fensterverzierung auf der Zeichnung der Gartenfassade (Abb. 6 mittlere Zeichnung). Diese Ergänzungen ähneln den Verzierungen der Außenfassade, die auf einem weiteren Blatt aus dem Konvolut der Familie Ungern-Sternberg (Abb. 7).  


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
[[Datei:Abb.2 Entwurf Gartenfassade 19jh.jpg|mini|Abb. 7 Entwurf Gartenfassade 19. Jahrhundert (RA EAA.1423.1.279)]]


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
Bei diesem Blatt handelt es sich um einen professionellen Entwurf, der die prächtige Ausgestaltung und Überformung der Großenhof‘schen Gartenseite für das<br/>19. Jahrhundert typische Stilmischungen zeigt. Damit ist belegt, dass die Familie Ungern-Sternberg im 19. Jahrhundert eine umfassende Überformung der Fassade des Haupthauses plante, allerdings nie umsetzten ließ.
Ein historischer Fakt ist, dass Ewald von Ungern-Sternberg (1824 - 1899) im 19. Jahrhundert Veränderungen im und am Haus vornehmen ließ. Diese betrafen unter anderem die Installierung eines Speisesaals in der unteren Etage (Zusammenlegung zweier Räume im Südtrakt auf der Parkseite), die Anbringung eines neuen Treppenturmes auf der Südseite des Haupthauses, eine Umformung der Paradetreppe im Vestibül des Herrenhauses sowie eine umfangreiche Umgestaltung der vielfach vorhandenen, meist in Grautönen gefassten Dielenböden (Abb. 8) in Parkettböden. Letztes ging mit einer Anhebung des Bodens von beeindruckenden 20 cm im unteren Saal sowie in weiteren Räumen der ersten Etage einher.<ref name="ftn253">[[Hiiu-Suuremõisa/08. Quellen- und Literaturverzeichnis|Vgl]]. ERA.5025.2.13679, A-11556, S. 5 (7). Weitere Informationen: Dan Lukas, Mai 2024.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
Die besprochenen Zeichnungen könnten also einen ''Status Quo'' der bis dato vorhandenen Architektur festgehalten haben und schlussendlich die Außenarchitektur so abbilden, wie sie von der Bauherrin Ebba Margareta De la Gardie (1704-1775) mit ihren Baumeistern geplant hatte. Folgt man den Aussagen des Kunsthistorikers Heinz Pirang, entstand das Wohnhaus (Corps de Logis) zwischen 1755 und 1760. Erst 1772, so Pirang, komplettierten die Seitenflügel das Ensemble.<ref name="ftn254">Vgl. Pirang 1926, Bd.1, S. 52.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
==Das Haus der Gräfin De la Gardie==


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
<gallery mode="nolines">
Datei:Abb.1 Vorderseite-Hiiu-Suuremoisa.jpg|alt=|<small>Abb. 1 Vorderansicht</small>
Datei:Abb.2 Parkseite-Hiiu-Suuremoisa.jpg|alt=|<small>Abb. 2 Hinteransicht</small>
Datei:Abb.1 Zeichnungsfolge.jpg|alt=|<small>Abb. 6 Zeichnungsfolge</small>
Datei:Abb.5 Fotografie, Historische Vorderansicht.jpg|alt=|<small>Abb. 9 Fotografie 19. Jh.</small>
</gallery>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
Unbekannte Baumeister schufen von 1755 bis 1772<ref name="ftn255">Vgl. Pirang 1926, Bd 1, S. 52.</ref> eine voluminöse und ausladende Anlage, die sich in die heutige umliegende Parklandschaft harmonisch einfügt. Das Corps de Logis ist zweistöckig und verfügte ursprünglich über Fenster im Mansarddach (Abb. 6). Diese gibt es heute nicht mehr, aber auch alte Fotografien bestätigen ihre ursprüngliche Existenz (Abb. 9).<ref name="ftn256">Fotografie im Besitz d. Baltischen Ritterschaft e.V.</ref> Auf dem Dach erheben sich vier mächtige Mantelschornsteine, die die Symmetrie der Fassade eindrucksvoll unterstreichen.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
Dreizehn Achsen gliedern das Corps de Logis. Die drei mittleren Achsen treten auf beiden Seiten des Hauses in einem aus der Fassade ragenden Risaliten hervor, der jeweils von einem Dreiecksgiebel bekrönt ist. In der Vorderansicht ragt der Risalit nur leicht aus der Fassade, auf der Parkseite ist er wegen der Säle im Inneren des Hauses ausladender. Wie auf den Zeichnungsfolge des Nationalarchivbestands, ist der Dreiecksgiebel auf der Gartenseite höher als jener der Vorderfront, um dem weit hervortretenden Risaliten proportional gerecht zu werden. Beide Dreckecksgiebel enthielten ursprünglich eine Uhr, die heute auf der Gartenseite noch recht gut zu zu erkennen ist (Abb. 1, 2, 6). Ein Glockentürmchen, das eine historischen Fotografie (Abb. 9)<ref name="ftn257">Fotografie im Besitz d. Baltischen Ritterschaft e.V.</ref> zeigt, findet sich auf den Zeichnungen nicht. Er könnte demnach eine Zugabe des späteren 19. Jahrhunderts gewesen zu sein.
[[Datei:Abb.10 Stenbockpalais Stockholm.jpg|mini|<small>Abb. 10 Stenbockpalais Stockholm 2023</small>]]
Die Mittelrisalite heben sich durch Quaderungen<br/> an den äußeren Rändern zusätzlich ab.<br/>Gleiche sind an den äußeren Kanten des Corps de Logis und den Seitenflügeln (auch Pavillons) zu finden.<br/> Ursprünglich hatte die heute weiß getünchte Fassade eine ganz andere Wirkung. Bautechnische Untersuchungen zum Haupthaus ergaben im Jahr 2000, dass die erste Farbschicht einen hellen Rosaton aufweist. Noch heute erkennt man im Putz der Vorderfassade Hinweise auf die ursprünglichen zierenden Fenstereinfassungen, wie sie auch auf der Zeichnungsfolge des Nationalarchivs zu finden sind (Abb. 6). Vermutlich waren diese, wie auch die Quaderungen, in einem helleren Farbton gehalten, damit sie sich effektvoll vom Rosaton abhoben.<ref name="ftn258">[[Hiiu-Suuremõisa/08. Quellen- und Literaturverzeichnis|Vgl]]. ERA.5025.2.5654, A-4626, S. 8 (9).</ref> Einen Eindruck, wie ein solcher Anstrich wirkt, kann man unter anderem am Stenbock Palais auf der Insel Riddarholmen in Stockholm nachvollziehen (Abb. 10).


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
[[Datei:Abb.8 Tür.jpg|mini|<small>Abb. 11 Reich verzierte Eichentür</small>]]


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
Zum Haupthaus gehörten weitere<br/> Schmuckelemente, die ebenfalls auf den Zeichnungsfolgen des Nationalarchivs angedeutet sind. Balustraden, ausladende Freitreppen und Terrassen waren zu beiden Seiten des Hauses angebracht. Heute sind die Balustraden verschwunden, aber die<br/> Freitreppen und Terrassen existieren noch in Teilen. An der Vorderseite des Hauses formte sich mit den Seitenflügeln eine Cour d’Honneur, die mit Gespannen befahren werden konnte. Die prächtige Eingangstür aus Eichenholz mit ihren kunstvollen floralen Applikationen ist zweifellos eine bemerkenswerte Besonderheit des Baus (Abb. 11 Tür). Es gibt bisher keine historischen Zeugnisse über die Entstehung der schmuckreichen Eingangstür. Vorstellbar ist, dass sie nach gängigen dekorativen Mustern von erfahrenen Inselschreinern direkt auf dem Gut gefertigt wurde.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
===Die Seitenflügel===


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
<gallery mode="nolines">
Datei:Abb.11 Raumliste.jpg|alt=Abb. X handschriftliche Raumliste (spätes 18. frühes 19. Jh.?) (RA EAA.1423.1.279)|<small>Abb. 14 Raumliste</small>
Datei:Abb.10 Seitenflügel-UG.jpg|<small>Abb. 12 Grundriss Seitenflügel 1. Geschoss</small>
Datei:Abb.9 Seitenflügel-OG.jpg|alt=Abb. X. Grundriss Seitenflügel 2. Geschoss (?) (RA EAA.1423.1.279)|<small>Abb. 13 Grundriss Seitenflügel, 2. Geschoss (?)</small>
</gallery>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
Ob es sich bei den Zeichnungen der Grundrisse zu den Seitenflügeln aus dem Konvolut der Familie Ungern-Sternberg um erste Entwürfe handeln könnte, ist unklar (Abb. 12, 13). Wie eine dazu gehörende Liste mit Raumbezeichnungen zeigt (Abb. 14), wurden die Räume der über zwei Stockwerke gehenden, 1772 umgesetzten Flügelanbauten von Angestellten, wie Weber, Handwerker, Tischler, Domestiken und Buchhalter genutzt. Zusätzlich enthielten sie Wohnräume für Amtspersonen (Doktor und Inspektor). Einen zweiten Eingang auf der hofabgewandten Seite zeigt in den Entwürfen nur der nördliche Flügel.<ref name="ftn259">Anmerkung: In der Raumliste sind Zimmer speziell für ''den Herrn'' und ''die Frau'' benannt. Leider ist zu den Nummerierungen der Räume kein Grundriss erhalten, wie es für die Seitenflügel der Fall ist. Im 19. Jahrhundert befanden sich die Räumlichkeiten der Frau auf der linken Seite (Nordtrakt) und die des Herrn auf der rechten Seite (Südtrakt) des Hauses.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
===Inselressourcen für das Haus===
Die hölzernen barocken Details im Herrenhaus Suuremõisa zeichnen sich durch ihre sorgfältige Ausführung aus. Bei den Arbeiten stand der Gräfin möglicherweise das fachkundige Wissen der inselansässigen Handwerker zur Verfügung. Holz war von jäher ein wichtiger Rohstoff, den es auf der Insel reichlich gab. Er wurde unter anderem für den Boots- und Schiffbau, aber auch für die Kalkproduktion gebraucht.<ref name="ftn268">Vgl. Kaskor in: Põllo, Telvik,&nbsp;Mäeots (Hgg.) 2015, S. 529-554.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
Dagö bot alles, was benötigt wurde, um ein Haus der Größenordnung von Großenhof zu errichten. Bautechnische Untersuchungen ergaben, dass das Haus aus Kalkstein besteht, der unter anderem aus dem Abbaugebiet in Hilleste unweit des Gutes stammte.<ref name="ftn269">[[Hiiu-Suuremõisa/08. Quellen- und Literaturverzeichnis|Vgl]]. ERA.5025.2.5654, S. 6 (7).</ref> Eine Ziegelei auf dem Gut Großenhof erwähnte der Landvermesser Samuel Dobermann in seinen Schriften Ende des 18. Jahrhunderts.<ref name="ftn270">Zitat Dobermann in: Särg 2022, S. 167.</ref> Es ist denkbar, dass die Gräfin eine Ziegelei für den Hausbau einrichten ließ. Ziegel und Holz konnte sie außerdem in ausreichender Menge auch aus weiteren Orten der Insel beziehen.<ref name="ftn271">Dank an Dan Lukas für die Information.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
Schlussendlich bleiben viele Fragen zur ursprünglichen Substanz und Ausstattung des Hauses aus der Zeit des Gräfin ungeklärt. Weitere Untersuchungen zu Konstruktion und Alter der verschiedenen Bestandteile, bspw. zu dem im Haus verbauten Holz, könnten neue Erkenntnisse liefern.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
==Bisherige Forschungsansätze zu möglichen Vorbildern==
[[Datei:Abb.12 Tullgarn.jpg|mini|Abb. 15 Schloss Tullgarn, Schweden 2023]][[Datei:Abb.13 Ulriksdal.jpg|mini|Abb. 16 Schloss Ulriksdal, Schweden 2023]]


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
Es gibt verschiedene Theorien über mögliche Vorbilder für Großenhof|<span style="color:#808080;">Suuremõisa</span>. Die estnischen Historiker Ants Hein und Ivar Sakk erkennen einen klar schwedischen Einfluss auf die Architektur von Großenhof.<ref name="ftn272">Vgl. Hein 2017, S. 85-86; Sakk 2004, S. 338.</ref> Dazu zählt die ausladende Dreiflügelanlage in klassischer Form. In Schweden hatten sich die berühmten und politisch einflussreichen Verwandten der Bauherrin von Großenhof im 17. und 18. Jahrhundert palastähnliche, vornehmlich von der französischen Architektur beeinflusste Herrenhäuser bauen lassen. Ebba Margareta verbrachte eine lange Zeit in Schweden und kannte sehr wahrscheinlich die meisten Häuser ihrer Vorfahren sowie die ihrerzeit aktuellen Bauaktivitäten der Verwandten. Ants Hein führte als ein Vorbild das Prestigeobjekt Schloss Tullgarn an (Abb. 15), das der Onkel Ebba Margaretas, ''Riksråd'' [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17382 Magnus Julius De la Gardie], ab 1720 von dem Architekten und Fortifikationsoffizier <span style="color:#2f5496;">J</span>oseph Gabriel Destain<span style="color:#2f5496;"> </span>(gest. 1740) zu einer barocken Anlage umbauen ließ.<ref name="ftn273">Vgl. Ångström Grandien, Inga Lena: ''Destain, Joseph Gabriel'', in: Andreas Beyer, Bénédicte Savoy and Wolf Tegethoff (Hgg.): Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank, Berlin, New York 2021; Selling, Gösta: Joseph Gabriel Destain, https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17497, Svenskt biografiskt lexikon (18.06.2024).</ref> Ivar Sakk hingegen verwies auf das Schloss Ulriksdal (Abb. 16)<ref name="ftn274">Vgl. Sakk 2004, S. 338.</ref>, welches sich zunächst als Jacobsdal im Besitz von Ebba Margaretas berühmten Urgroßvater Jakob De la Gardie befunden hatte.
Im Jahr 1669 wurde es an die schwedische Königin [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12760 Hedvig Eleonora]<span style="color:#2f5496;"> </span>für 85000 rdr. [Riksdaler] verkauft<ref name="ftn275">Vgl. Slott och Herresäten I Sverige'','' Bd. 1, Malmö 1971, S. 265.</ref> und blieb wie Tullgarn bis heute in königlichem Besitz. Der imposante Renaissancebau erfuhr ab 1727 von den schwedischen Architekten [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/5523 Göran Josuæ Adelcrantz]<span style="color:#2f5496;"> </span>und [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13968 Carl Hårleman]<span style="color:#2f5496;"> </span>eine Überformung zum Barockpalast.<ref name="ftn276">Vgl. ''Slott och Herresäten I Sverige'', Bd. 1, Malmö 1971, S. 277.</ref> Alle drei Architekten – Destain, Hårleman und Adelcrantz – waren für die Bauprojekte des schwedischen Adels im 18. Jahrhundert bedeutsam.<ref name="ftn277">Vgl. Selling, Gösta: ''Svenska Herrgårds Hem under 1700-Talet, Arkitektur och inredning 1700-1780'', Stockholm 1991.</ref> Eine vergleichende Analyse des Herrenhauses Großenhof mit dem Schloss Tullgarn kann nicht durchgeführt werden, da sich keine Entwürfe von Destain erhielten und der Bau im Laufe der Jahrhunderte überformt wurde.<ref name="ftn278">Vgl. Ångström Grandien 2021.</ref> Heins Verweis auf noch erhaltene Entwürfe aus der Feder Destains können dennoch einen interessanten Ansatz bieten.<ref name="ftn279">Vgl. Hein 2017, 86.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
Der Kunsthistoriker Juhan Maiste erkennt in den zahlreich erschienenen Architekturmusterbüchern und Traktaten des 18. Jahrhunderts mögliche Anregungen für das Wohngebäude von Großenhof.<ref name="ftn280">Vgl. Maiste 2023, 216-219.</ref> Er verweist dabei unter anderem auf den schwedischen Architekten [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q6241109&oldid=2220391384 Carl Wijnblad], der ab 1755 umfangreich zum Thema repräsentativer Wohnhäuser publizierte. Der Kunsthistoriker sieht in den voluminösen barocken Formen des Hauses gleichzeitig einen dezidiert baltischen Einfluss und erweitert zudem den Radius vergleichender Betrachtungen nach Polen und in den nordostdeutschen Raum.<ref name="ftn281">Vgl. Maiste 2023, 219 und 222.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
Besagte Architekturmusterbücher geben neben den Zeichnungen von verschiedenen Baukomponenten eines Hauses, auch Informationen zu den benötigten Materialmengen sowie Überblicke zu den anfallenden Kosten und vermittelten damit einen sehr praktischen Ansatz für das Bauen. Da sicher ist, dass kein namhafter Architekt mit ausgefeilten Konstruktionszeichnungen das Bauprojekt Großenhof betreute, ist der Einsatz von Musterbüchern bei der Planung vorstellbar. Die estnische Kunsthistorikerin Elis Pärn fand Teile der ehemaligen Bibliothek Großenhofs in der Universitätsbibliothek in Tallinn. In der Großenhof‘schen Bibliothek gab es unter anderem ein 1766 erschienenes Musterbuch von Johann Gotthilf Angermann mit dem Titel ''[https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10912173 Allgemeine practische Civil-Bau-Kunst / welche zum Vortheil aller Haus- Wirthe und Bau-Verständigen abgefasset worden]''.<ref name="ftn282">Vgl. Maiste 2023, 226 (Fußnote 392).</ref> Ebba Margareta könnte also Bücher dieser Art besessen haben. Passend liefern frühere Forschungen des Historiker Ants Hein einen aus Bayern stammenden Bauleiter Peter Opel (Maurer Obell). Opel war, so Hein, 1760 auf dem Gut tätig. Zuvor hatte er unter anderem in St. Petersburg gearbeitet. Der Baumeister übernahm 1764 auch Arbeiten an der Kirche in Keinis<span style="color:#808080;">|Käina</span> und war danach für verschiedene Bauprojekte in Tartu (ehemals Dorpat) tätig.<ref name="ftn283">Ich danke Dr. Ants Hein für die Informationen (E-Mail 12.07.2023).</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
Ebba Margareta ließ mit Großenhof einen Bau errichten, der einerseits nach Schweden und die dortigen Häuser bzw. Bauprojekte ihrer Verwandten der Familien De la Gardie und Stenbock, zu verweisen scheint. In der baulichen Ausführung könnten andererseits Musterbücher des 18. Jahrhunderts als Vorlagen gedient haben. Die Gräfin engagierte Baumeister, die Berufserfahrungen unter anderem im deutschen und russischen Raum gesammelt hatten. Darüber hinaus setzte sie das fachmännische Wissen der Inselhandwerker sowie die Arbeitskraft der Bauern<ref name="ftn284">Zum Bau von Großenhof existiert mündlich weiter gegebenes Wissen. Dank an Vello Kaskor für die Information (E-Mail 12.10.2023).</ref> von Hiiumaa ein.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
Der Pragmatismus der Bauherrin zeichnet sich deutlich ab. Für die Errichtung ''ihres Hauses'' verstand sie es, die zur Verfügung stehenden Mittel auszuschöpfen, um ein Herrenhaus vom Format Großenhofs zu schaffen. Trotz mancher [[Hiiu-Suuremõisa/04. Besitzverhältnisse 18. Jahrhundert|finanziellen Herausforderung]] trieb sie das repräsentative Bauprojekt weiter, bis es spätestens 1772 seinen heute noch erhaltenen Umfang gänzlich entfaltete. Nach jetzigem Wissensstand begann die Gräfin das Unterfangen mit knapp 50 Jahren und beendete es drei Jahre vor ihrem Tod (10.9.1775) mit circa 67 Jahren.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
|[[Datei:Suuremõisa,_Frontseite.jpg|mini|300x300px|<small><nowiki>Abb. 1 Vorderseite Großenhof|Hiiu-Suuremõisa 2023</nowiki></small>]][[Datei:Abb.2_Parkseite-Hiiu-Suuremoisa.jpg|mini|300x300px|<small>Abb. 2</small> <small><nowiki>Rückseite Großenhof|Hiiu-Suuremõisa 2023</nowiki></small> ]][[Datei:Abb.1 Zeichnungsfolge.jpg|mini|<small>Abb. 6 Zeichnungsfolge Hof- und Gartenfassade, Nordseite mit Treppenturm, Gebäudequerschnitt</small> ]][[Datei:Abb.3 Dielenboden.jpg|mini|<small>Abb. 8  Dielenboden aus der Entstehungszeit des Hauses, Nordtrakt Corps de Logis</small>]][[Datei:Abb.5 Fotografie, Historische Vorderansicht.jpg|mini|<small><nowiki>Abb. 9 Gut Großenhof|Hiiu-Suuremõisa, Anfahrtsseite, historische Fotografie, Aufnahme 19. Jahrhundert</nowiki></small>]][[Datei:Abb.8 Tür.jpg|mini|<small>Abb. 11 Hiiu-Suuremõisa, Eichentür, vermutlich aus der Entstehungszeit des Hauses im letzten Drittel des 19. Jh.</small> ]][[Datei:Abb.10 Seitenflügel-UG.jpg|mini|<small>Abb. 12 Grundriss Seitenflügel, unteres Geschoss, Entwurf?</small> ]][[Datei:Abb.9 Seitenflügel-OG.jpg|mini|<small>Abb. 13 Grundriss Seitenflügel, Obergeschoss, Entwurf?</small>]][[Datei:Abb.11 Raumliste.jpg|mini|<small>Abb. 14 Handschriftliche Liste mit Raumbezeichnungen, vermutlich nach der Zeit der Gräfin entstanden</small>]]
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
|[[Datei:Exampleimg3.jpeg|rahmenlos|175x175px]][[Datei:Exampleimg4.jpeg|rahmenlos|175x175px]]
|-
|-
|
|


===== xx =====
|}<references />
use space for extra, visualizations, or 3D scan iframes.
</div>
|[[Datei:Exampleimg2.jpeg|rahmenlos|175x175px]][[Datei:Exampleimg5.jpeg|rahmenlos|175x175px]]
|-
| colspan="2" |
===== Einzelnachweise =====
 
# <small>Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)</small>
# <small>“Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)</small>
# <small>“Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel”  (2024)</small>
|}

Aktuelle Version vom 17. April 2025, 17:49 Uhr

Zustand des Gutes Großenhof nach einem Inventar im Restitutionsjahr 1755

Ebba Margareta De la Gardie konnte eine Reihe Dagöer Güter nach zwölf jährigem Kampf 1755 zurückerlangen. Sie waren ihrem Großvater Axel Julius De la Gardie in Folge der Güterreduktion Karls XI. 1691 entzogen worden. Im April 1755 restituierte die russische Kaiserin Elisabeth I. fünf Ländereien an ihre treue Untertanin.[1] In welchem Zustand die Gräfin die Güter Großenhof (auch Pöhalep, Suuremõisa), Hienhof (estn. Hiiessaare), Hohenholm (estn. Kõrgessaare) und Putkas (estn. Putkaste) sowie die Feuerbaacke zu Koppo (Kõpu) übernahm, wurde in Inventaren zu den Gütern 1755 festgehalten.[2] Das Dokument gibt Aufschluss über den Zustand der Gebäude, der Gärten sowie die vorhandenen Lebensmittel, Gerätschaften und die zu den Gütern gehörende Bauernschaft. Des Weiteren wurden die Verpflichtungen der Gräfin festgehalten, die auf den Höfen erwirtschafteten Vorräte ihrer ehemaligen Pächter zu bezahlen. Die zugehörigen Bauern und Handwerker wurden namentlich vom Kind bis zur Greisin, das von ihnen bewirtschaftete Land, die auf dem Hof lebenden Tiere sowie deren Zustand aufgeführt. Auch der Wechsel einzelner Personen auf andere Höfe und die von den vor Ort Lebenden zu leistenden Abgaben wurden genau notiert.

Für das Gut Großenhof soll die Beschreibung kurz zusammengefasst und an prägnanten Stellen mit einem im Reduktionsjahr 1691 angefertigten schwedischen Inventar[3] in Beziehung gesetzt werden.

Das Gut Großenhof umfasste 1755 mehr als 20 Gebäude. Es gab unter anderem ein gut erhaltendes zweistöckiges Wohnhaus aus Stein von circa 35m Länge und 12,6m Breite (19 ½ x 7 Faden)[4]. Es war auf einem hohen Steinfundament errichtet, der Keller war in zwei Räumen überwölbt.[5] In der schwedischen Bestandsaufnahme aus dem Reduktionsjahr 1691 wurde noch ein altes einstöckiges Gebäude mit zwei Schornsteinen und einem Bretterdach aufgeführt (28,8 x 9m).[6] Auf einer Karte von circa 1708 ist das Gebäude mit der Bezeichnung „Hoff Pöhalep“ vereinfacht abgebildet. Dem zufolge entstand das zweistöckige Haus erst nach 1708.[7]

Im Jahr 1755 bestand das Dach noch immer aus Brettern, war aber inzwischen mit drei Schornsteinen versehen. Das untere Geschoss enthielt eine Eingangs- bzw. Vorhalle (Vorhaus), einen großen Saal und sieben Zimmer sowie eine (schwedische) Küche, während es im oberen Geschoss nur zwei Kammern gab. Dem Wohnhaus gegenüber stand eine baufällige Herberge (Herrberge) mit Torfdach von ca. 16m Länge und 8m Breite (9 x 4 ½ Faden). Es enthielt eine Badestube (Badstube) nebst drei Kammern und einem Vorhaus. Unmittelbar bei der Herberge hatten die vormaligen Pächter ein neues kleines Käsehaus aus Brettern bauen lassen (KäsHaus von Brettern). Des Weiteren gab es eine Amtsmannherberge, verschiedene Scheunen und Speicher (Kleten), einen Pferdestall, eine Wagenscheune (Wagen-Schaur), ein Gefängnis und einen großen Garten. Letzter befand sich „hinter dem Wohnhause“. Die Gräfin Ebba Margareta konnte auf einen Garten zurückgreifen, in dem „verschiedene alte Äpfel, und Kirschen Bäume, wie auch Johanns Beeren Sträucher“ gediehen. Der Garten enthielt dazu eine Reihe großer wilder Bäume und drei Teiche. Er war von einem hölzernen Zaun umgeben (guten Stacketen Planck). Unmittelbar bei dem Garten hatte man außerdem eine umzäunte Sonnenuhr platziert.[8] Im Jahr 1691 wurde der Obstgarten ebenfalls beschrieben. Was seine Ausmaße und Gestaltung anbelangte, waren die Angaben präziser: Der von Planken umgebene Garten bestand aus aus zwei Teilen: 147 Apfel-, 55 Kirsch- und 6 Pflaumenbäume verteilten sich auf circa 209 x 137 Meter (116 x 76 Klafter). Für die Beerensträucher, deren Beete in acht Quadrate eingeteilt und mit Längs- sowie Quergängen versehen waren, wurden circa 270 x 103 Meter (150 x 57 Klafter) angegeben. Den Garten betrat man durch ein Doppeltor oder eine Gartentür vom Haus aus.[9]

Die Bestandsaufnahme von 1755 führte weitere Gebäude auf, die für die neue Besitzerin interessante wirtschaftliche Optionen bereithielten. Er gab eine Brau- und eine Brandweinküche, eine quadratischen Stallanlage (Viehgarten) für Rinder und Schweine. Zum Gut Großenhof, berichtete der deutschbaltische Publizist und Pastor August Wilhelm Hupel im Jahr 1782, gehörten auch eine Reihe kleiner Inseln, die hauptsächlich als Heuschläge und Viehweiden (Raiwast, Wareslaid, Heinalaid, Herralaid, Radakalaid, Takkar, Harris und Wohhi), aber auch als Wohnort für Fischer (Sarnako) genutzt wurden.[10]

Der Hof besaß eine Schmiede samt vollständiger Ausstattung, es gab Werkzeug zur Herstellung von Schiffen und auch ein fahrtüchtiges kleines Transportschiff mit „Siegel und Thau“. Hinzu kamen eine Reihe Lager- und Dörrstätten (Riegen) und eine baufällige Windmühle. Zum Gut gehörten Äcker, ein Krug bei der „Pöhalepschen Kirche“, eine Fischerei und Waldflächen. Circa 1 ½ Meilen vom Hof entfernt, befand sich ein zum Gut gehörender Kalkofen mit fünf Mündungen, in dem bis zu 300 Lasten Kalk[11] (ca. 600t) auf einmal gebrannt werden konnte.[12]

Die Kalkproduktion, bereits Haupteinnahmequelle für die Vorfahren der Gräfin,[13] sollte für sie ein wichtiges Handelsgut werden. August Wilhelm Hupel berichtete 1774: „Zu Dagen hat Frau Gräfin von Steinbock bisher ein eigenes Schiff gehalten, welches Korn aus Hapsal, und Kalk von Dagen nach Lübeck führt, und Salz auch Stückgüter von dort bringt.[14] Die Hansestadt Lübeck schien demnach einer der wichtigen Standorte für die Geschäfte der Gräfin gewesen zu sein. Die Gräfin betrieb Kalkhandel, unter anderem im deutschen Norden, mit einem eigenen Schiff, für dessen Instandsetzung alle Mittel auf dem Gut bereitstanden. Das Gut selbst war auf landwirtschaftliche Tätigkeiten ausgerichtet, ob ausschließlich für den Eigenbedarf oder auch für den Handel, ist unklar. Das Meer und der nahe liegende Fluss westliches des heutigen Herrenhauses lieferte Fisch und die umliegenden kleinen Schäreninseln Weideland.

Die Bestandsaufnahme von 1755 verdeutlicht, dass Ebba Margareta ein wirtschaftlich gut aufgestelltes Anwesen übernahm. Es brauchte jedoch ein neues Wohnhaus, das mit repräsentativer Ausstrahlung dem gesellschaftlichen Stand der Gräfin sowie dem Zeitgeist gleichermaßen gerecht wurde.


Das Haus mit Berücksichtigung historischer Zeichnungen aus dem Estnischen Nationalarchiv Tartu

Im Estnischen Nationalarchiv in Tartu lagert ein Konvolut Zeichnungen aus dem Nachlass der Familie Ungern-Sternberg, den Nachfolgern der Familie Stenbock auf Dagö. Ab 1796 war Otto Reinhold Ludwig von Ungern-Sternberg der Eigentümer von Großenhof. Seinen Nachfahr:innen und Erben:innen sollte das Haus bis ins 20. Jahrhundert gehören. Das Konvolut enthält Zeichnungen von den Fassaden des Corps de Logis‘, Grundrisse und Entwürfe für die Fassaden von Stallgebäuden, einen Entwurf für die Überformung der Gartenfassade aus dem 19. Jahrhundert, eine handschriftliche Raumliste für das Corps des Logis sowie die Seitenflügel, Grundrisse der beiden Seitenflügel sowie einen Entwurf für ein Segelschiff mit Maßangaben. Die Blätter sind nicht datiert, das Konvolut wurde von Archivaren ins 18. Jahrhundert eingeordnet.[15]


Zunächst zu einem Blatt mit einer Folge von drei Zeichnungen. Es zeigt Aufrisse der Vorder- und Gartenfassade des Corps de Logis' sowie einen Gebäudequerschnitt durch das Haupthaus vom Dachstuhl bis ins Kellergewölbe (Abb. 6). Vergleicht man die Zeichnungen mit der heutigen Fassade (Abb. 1, 2 , 6), fällt auf, dass sich die Zeichnungen kaum von der noch existierenden Außenarchitektur unterscheiden. In den Zeichnungen sind außerdem die erst 1772 angefügten Seitenflügel angedeutet. Es kann sich demnach kaum um Entwürfe handeln, die im Vorfeld des Baus von Großenhof entstanden.[16] Interessant ist auch, dass im Dachbereich des Querschnittes (Abb. 6 untere rechte Zeichnung) gelbe Punkte eingefügt worden sind, die aller Wahrscheinlichkeit nach wichtige statische Punkte des Mansarddaches markieren. Ein weiteres Element bilden ergänzende Einfügungen mit Bleistift. Sie wurden der professionellen, mit Tusche lavierten Federzeichnung recht ungelenk hinzugefügt. Man erkennt zum Beispiel Dekorationen an den Schornsteinen, ein angedeutetes zusätzliches Geschoss im Mittelrisaliten des Corps de Logis sowie ausladende Fensterverzierung auf der Zeichnung der Gartenfassade (Abb. 6 mittlere Zeichnung). Diese Ergänzungen ähneln den Verzierungen der Außenfassade, die auf einem weiteren Blatt aus dem Konvolut der Familie Ungern-Sternberg (Abb. 7).

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 7 Entwurf Gartenfassade 19. Jahrhundert (RA EAA.1423.1.279)

Bei diesem Blatt handelt es sich um einen professionellen Entwurf, der die prächtige Ausgestaltung und Überformung der Großenhof‘schen Gartenseite für das
19. Jahrhundert typische Stilmischungen zeigt. Damit ist belegt, dass die Familie Ungern-Sternberg im 19. Jahrhundert eine umfassende Überformung der Fassade des Haupthauses plante, allerdings nie umsetzten ließ. Ein historischer Fakt ist, dass Ewald von Ungern-Sternberg (1824 - 1899) im 19. Jahrhundert Veränderungen im und am Haus vornehmen ließ. Diese betrafen unter anderem die Installierung eines Speisesaals in der unteren Etage (Zusammenlegung zweier Räume im Südtrakt auf der Parkseite), die Anbringung eines neuen Treppenturmes auf der Südseite des Haupthauses, eine Umformung der Paradetreppe im Vestibül des Herrenhauses sowie eine umfangreiche Umgestaltung der vielfach vorhandenen, meist in Grautönen gefassten Dielenböden (Abb. 8) in Parkettböden. Letztes ging mit einer Anhebung des Bodens von beeindruckenden 20 cm im unteren Saal sowie in weiteren Räumen der ersten Etage einher.[17]

Die besprochenen Zeichnungen könnten also einen Status Quo der bis dato vorhandenen Architektur festgehalten haben und schlussendlich die Außenarchitektur so abbilden, wie sie von der Bauherrin Ebba Margareta De la Gardie (1704-1775) mit ihren Baumeistern geplant hatte. Folgt man den Aussagen des Kunsthistorikers Heinz Pirang, entstand das Wohnhaus (Corps de Logis) zwischen 1755 und 1760. Erst 1772, so Pirang, komplettierten die Seitenflügel das Ensemble.[18]


Das Haus der Gräfin De la Gardie


Unbekannte Baumeister schufen von 1755 bis 1772[19] eine voluminöse und ausladende Anlage, die sich in die heutige umliegende Parklandschaft harmonisch einfügt. Das Corps de Logis ist zweistöckig und verfügte ursprünglich über Fenster im Mansarddach (Abb. 6). Diese gibt es heute nicht mehr, aber auch alte Fotografien bestätigen ihre ursprüngliche Existenz (Abb. 9).[20] Auf dem Dach erheben sich vier mächtige Mantelschornsteine, die die Symmetrie der Fassade eindrucksvoll unterstreichen.

Dreizehn Achsen gliedern das Corps de Logis. Die drei mittleren Achsen treten auf beiden Seiten des Hauses in einem aus der Fassade ragenden Risaliten hervor, der jeweils von einem Dreiecksgiebel bekrönt ist. In der Vorderansicht ragt der Risalit nur leicht aus der Fassade, auf der Parkseite ist er wegen der Säle im Inneren des Hauses ausladender. Wie auf den Zeichnungsfolge des Nationalarchivbestands, ist der Dreiecksgiebel auf der Gartenseite höher als jener der Vorderfront, um dem weit hervortretenden Risaliten proportional gerecht zu werden. Beide Dreckecksgiebel enthielten ursprünglich eine Uhr, die heute auf der Gartenseite noch recht gut zu zu erkennen ist (Abb. 1, 2, 6). Ein Glockentürmchen, das eine historischen Fotografie (Abb. 9)[21] zeigt, findet sich auf den Zeichnungen nicht. Er könnte demnach eine Zugabe des späteren 19. Jahrhunderts gewesen zu sein.

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 10 Stenbockpalais Stockholm 2023

Die Mittelrisalite heben sich durch Quaderungen
an den äußeren Rändern zusätzlich ab.
Gleiche sind an den äußeren Kanten des Corps de Logis und den Seitenflügeln (auch Pavillons) zu finden.
Ursprünglich hatte die heute weiß getünchte Fassade eine ganz andere Wirkung. Bautechnische Untersuchungen zum Haupthaus ergaben im Jahr 2000, dass die erste Farbschicht einen hellen Rosaton aufweist. Noch heute erkennt man im Putz der Vorderfassade Hinweise auf die ursprünglichen zierenden Fenstereinfassungen, wie sie auch auf der Zeichnungsfolge des Nationalarchivs zu finden sind (Abb. 6). Vermutlich waren diese, wie auch die Quaderungen, in einem helleren Farbton gehalten, damit sie sich effektvoll vom Rosaton abhoben.[22] Einen Eindruck, wie ein solcher Anstrich wirkt, kann man unter anderem am Stenbock Palais auf der Insel Riddarholmen in Stockholm nachvollziehen (Abb. 10).

Abb. 11 Reich verzierte Eichentür

Zum Haupthaus gehörten weitere
Schmuckelemente, die ebenfalls auf den Zeichnungsfolgen des Nationalarchivs angedeutet sind. Balustraden, ausladende Freitreppen und Terrassen waren zu beiden Seiten des Hauses angebracht. Heute sind die Balustraden verschwunden, aber die
Freitreppen und Terrassen existieren noch in Teilen. An der Vorderseite des Hauses formte sich mit den Seitenflügeln eine Cour d’Honneur, die mit Gespannen befahren werden konnte. Die prächtige Eingangstür aus Eichenholz mit ihren kunstvollen floralen Applikationen ist zweifellos eine bemerkenswerte Besonderheit des Baus (Abb. 11 Tür). Es gibt bisher keine historischen Zeugnisse über die Entstehung der schmuckreichen Eingangstür. Vorstellbar ist, dass sie nach gängigen dekorativen Mustern von erfahrenen Inselschreinern direkt auf dem Gut gefertigt wurde.

Die Seitenflügel


Ob es sich bei den Zeichnungen der Grundrisse zu den Seitenflügeln aus dem Konvolut der Familie Ungern-Sternberg um erste Entwürfe handeln könnte, ist unklar (Abb. 12, 13). Wie eine dazu gehörende Liste mit Raumbezeichnungen zeigt (Abb. 14), wurden die Räume der über zwei Stockwerke gehenden, 1772 umgesetzten Flügelanbauten von Angestellten, wie Weber, Handwerker, Tischler, Domestiken und Buchhalter genutzt. Zusätzlich enthielten sie Wohnräume für Amtspersonen (Doktor und Inspektor). Einen zweiten Eingang auf der hofabgewandten Seite zeigt in den Entwürfen nur der nördliche Flügel.[23]

Inselressourcen für das Haus

Die hölzernen barocken Details im Herrenhaus Suuremõisa zeichnen sich durch ihre sorgfältige Ausführung aus. Bei den Arbeiten stand der Gräfin möglicherweise das fachkundige Wissen der inselansässigen Handwerker zur Verfügung. Holz war von jäher ein wichtiger Rohstoff, den es auf der Insel reichlich gab. Er wurde unter anderem für den Boots- und Schiffbau, aber auch für die Kalkproduktion gebraucht.[24]

Dagö bot alles, was benötigt wurde, um ein Haus der Größenordnung von Großenhof zu errichten. Bautechnische Untersuchungen ergaben, dass das Haus aus Kalkstein besteht, der unter anderem aus dem Abbaugebiet in Hilleste unweit des Gutes stammte.[25] Eine Ziegelei auf dem Gut Großenhof erwähnte der Landvermesser Samuel Dobermann in seinen Schriften Ende des 18. Jahrhunderts.[26] Es ist denkbar, dass die Gräfin eine Ziegelei für den Hausbau einrichten ließ. Ziegel und Holz konnte sie außerdem in ausreichender Menge auch aus weiteren Orten der Insel beziehen.[27]

Schlussendlich bleiben viele Fragen zur ursprünglichen Substanz und Ausstattung des Hauses aus der Zeit des Gräfin ungeklärt. Weitere Untersuchungen zu Konstruktion und Alter der verschiedenen Bestandteile, bspw. zu dem im Haus verbauten Holz, könnten neue Erkenntnisse liefern.


Bisherige Forschungsansätze zu möglichen Vorbildern

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 15 Schloss Tullgarn, Schweden 2023
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 16 Schloss Ulriksdal, Schweden 2023

Es gibt verschiedene Theorien über mögliche Vorbilder für Großenhof|Suuremõisa. Die estnischen Historiker Ants Hein und Ivar Sakk erkennen einen klar schwedischen Einfluss auf die Architektur von Großenhof.[28] Dazu zählt die ausladende Dreiflügelanlage in klassischer Form. In Schweden hatten sich die berühmten und politisch einflussreichen Verwandten der Bauherrin von Großenhof im 17. und 18. Jahrhundert palastähnliche, vornehmlich von der französischen Architektur beeinflusste Herrenhäuser bauen lassen. Ebba Margareta verbrachte eine lange Zeit in Schweden und kannte sehr wahrscheinlich die meisten Häuser ihrer Vorfahren sowie die ihrerzeit aktuellen Bauaktivitäten der Verwandten. Ants Hein führte als ein Vorbild das Prestigeobjekt Schloss Tullgarn an (Abb. 15), das der Onkel Ebba Margaretas, Riksråd Magnus Julius De la Gardie, ab 1720 von dem Architekten und Fortifikationsoffizier Joseph Gabriel Destain (gest. 1740) zu einer barocken Anlage umbauen ließ.[29] Ivar Sakk hingegen verwies auf das Schloss Ulriksdal (Abb. 16)[30], welches sich zunächst als Jacobsdal im Besitz von Ebba Margaretas berühmten Urgroßvater Jakob De la Gardie befunden hatte. Im Jahr 1669 wurde es an die schwedische Königin Hedvig Eleonora für 85000 rdr. [Riksdaler] verkauft[31] und blieb wie Tullgarn bis heute in königlichem Besitz. Der imposante Renaissancebau erfuhr ab 1727 von den schwedischen Architekten Göran Josuæ Adelcrantz und Carl Hårleman eine Überformung zum Barockpalast.[32] Alle drei Architekten – Destain, Hårleman und Adelcrantz – waren für die Bauprojekte des schwedischen Adels im 18. Jahrhundert bedeutsam.[33] Eine vergleichende Analyse des Herrenhauses Großenhof mit dem Schloss Tullgarn kann nicht durchgeführt werden, da sich keine Entwürfe von Destain erhielten und der Bau im Laufe der Jahrhunderte überformt wurde.[34] Heins Verweis auf noch erhaltene Entwürfe aus der Feder Destains können dennoch einen interessanten Ansatz bieten.[35]

Der Kunsthistoriker Juhan Maiste erkennt in den zahlreich erschienenen Architekturmusterbüchern und Traktaten des 18. Jahrhunderts mögliche Anregungen für das Wohngebäude von Großenhof.[36] Er verweist dabei unter anderem auf den schwedischen Architekten Carl Wijnblad, der ab 1755 umfangreich zum Thema repräsentativer Wohnhäuser publizierte. Der Kunsthistoriker sieht in den voluminösen barocken Formen des Hauses gleichzeitig einen dezidiert baltischen Einfluss und erweitert zudem den Radius vergleichender Betrachtungen nach Polen und in den nordostdeutschen Raum.[37]

Besagte Architekturmusterbücher geben neben den Zeichnungen von verschiedenen Baukomponenten eines Hauses, auch Informationen zu den benötigten Materialmengen sowie Überblicke zu den anfallenden Kosten und vermittelten damit einen sehr praktischen Ansatz für das Bauen. Da sicher ist, dass kein namhafter Architekt mit ausgefeilten Konstruktionszeichnungen das Bauprojekt Großenhof betreute, ist der Einsatz von Musterbüchern bei der Planung vorstellbar. Die estnische Kunsthistorikerin Elis Pärn fand Teile der ehemaligen Bibliothek Großenhofs in der Universitätsbibliothek in Tallinn. In der Großenhof‘schen Bibliothek gab es unter anderem ein 1766 erschienenes Musterbuch von Johann Gotthilf Angermann mit dem Titel Allgemeine practische Civil-Bau-Kunst / welche zum Vortheil aller Haus- Wirthe und Bau-Verständigen abgefasset worden.[38] Ebba Margareta könnte also Bücher dieser Art besessen haben. Passend liefern frühere Forschungen des Historiker Ants Hein einen aus Bayern stammenden Bauleiter Peter Opel (Maurer Obell). Opel war, so Hein, 1760 auf dem Gut tätig. Zuvor hatte er unter anderem in St. Petersburg gearbeitet. Der Baumeister übernahm 1764 auch Arbeiten an der Kirche in Keinis|Käina und war danach für verschiedene Bauprojekte in Tartu (ehemals Dorpat) tätig.[39]

Ebba Margareta ließ mit Großenhof einen Bau errichten, der einerseits nach Schweden und die dortigen Häuser bzw. Bauprojekte ihrer Verwandten der Familien De la Gardie und Stenbock, zu verweisen scheint. In der baulichen Ausführung könnten andererseits Musterbücher des 18. Jahrhunderts als Vorlagen gedient haben. Die Gräfin engagierte Baumeister, die Berufserfahrungen unter anderem im deutschen und russischen Raum gesammelt hatten. Darüber hinaus setzte sie das fachmännische Wissen der Inselhandwerker sowie die Arbeitskraft der Bauern[40] von Hiiumaa ein.

Der Pragmatismus der Bauherrin zeichnet sich deutlich ab. Für die Errichtung ihres Hauses verstand sie es, die zur Verfügung stehenden Mittel auszuschöpfen, um ein Herrenhaus vom Format Großenhofs zu schaffen. Trotz mancher finanziellen Herausforderung trieb sie das repräsentative Bauprojekt weiter, bis es spätestens 1772 seinen heute noch erhaltenen Umfang gänzlich entfaltete. Nach jetzigem Wissensstand begann die Gräfin das Unterfangen mit knapp 50 Jahren und beendete es drei Jahre vor ihrem Tod (10.9.1775) mit circa 67 Jahren.


Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 1 Vorderseite Großenhof|Hiiu-Suuremõisa 2023
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 2 Rückseite Großenhof|Hiiu-Suuremõisa 2023
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 6 Zeichnungsfolge Hof- und Gartenfassade, Nordseite mit Treppenturm, Gebäudequerschnitt
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 8 Dielenboden aus der Entstehungszeit des Hauses, Nordtrakt Corps de Logis
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 9 Gut Großenhof|Hiiu-Suuremõisa, Anfahrtsseite, historische Fotografie, Aufnahme 19. Jahrhundert
Abb. 11 Hiiu-Suuremõisa, Eichentür, vermutlich aus der Entstehungszeit des Hauses im letzten Drittel des 19. Jh.
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 12 Grundriss Seitenflügel, unteres Geschoss, Entwurf?
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 13 Grundriss Seitenflügel, Obergeschoss, Entwurf?
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 14 Handschriftliche Liste mit Raumbezeichnungen, vermutlich nach der Zeit der Gräfin entstanden
  1. Anmerkung: Im Text werden für das Herrenhaus Hiiu-Suuremõisa mois sowie die Insel Hiiumaa die im 18. Jahrhundert gebräuchlichen Namen Großenhof und Dagö genutzt. | Note: In the text, the manor house Hiiu-Suuremõisa mois and the island of Hiiumaa are referred to by the names Großenhof and Dagö, which were commonly used in the 18th century.
  2. Vgl. AM.104.1.71.
  3. Zitiert nach Maiste 2023, S. 211-213. (Anmerkung: Schwedisches Inventar ins Estnische übersetzt von Enn Küng, vom Estnischen ins Deutsche übertragen mittels ChatGpt). Für die Transkription des Dokumentes von 1755 danke ich herzlich Susanne Drutsch.
  4. 1 Faden bzw. Klafter = ca. 1,8 m.
  5. Vgl. AM.104.1.71.
  6. Vgl. Maiste 2023, S. 211.
  7. EAA.1.2.C-IV-264, Hoff Pöhalep … med desz 3-ne Akerlotter, 1708 (?).
  8. AM.104.1.71.
  9. Vgl. Maiste 2023, S. 212-213.
  10. Vgl. Hupel 1782, Bd. 3, S. 573-574.
  11. 1 Last = 2 Tonnen, ergo 300 Last = 600 Tonnen.
  12. Vgl. AM.104.1.71.
  13. Vgl. Seppel 2017, S. 226. Vgl. außerdem Seppel in: Põllo, Telvik, Mäeots (Hgg.) 2015, S. 288.
  14. Hupel 1774, Bd.1, S. 427.
  15. Vgl. EAA.1423.1.279.
  16. Ich danke Dan Lukas für die Informationen und Gespräche im Mai 2024.
  17. Vgl. ERA.5025.2.13679, A-11556, S. 5 (7). Weitere Informationen: Dan Lukas, Mai 2024.
  18. Vgl. Pirang 1926, Bd.1, S. 52.
  19. Vgl. Pirang 1926, Bd 1, S. 52.
  20. Fotografie im Besitz d. Baltischen Ritterschaft e.V.
  21. Fotografie im Besitz d. Baltischen Ritterschaft e.V.
  22. Vgl. ERA.5025.2.5654, A-4626, S. 8 (9).
  23. Anmerkung: In der Raumliste sind Zimmer speziell für den Herrn und die Frau benannt. Leider ist zu den Nummerierungen der Räume kein Grundriss erhalten, wie es für die Seitenflügel der Fall ist. Im 19. Jahrhundert befanden sich die Räumlichkeiten der Frau auf der linken Seite (Nordtrakt) und die des Herrn auf der rechten Seite (Südtrakt) des Hauses.
  24. Vgl. Kaskor in: Põllo, Telvik, Mäeots (Hgg.) 2015, S. 529-554.
  25. Vgl. ERA.5025.2.5654, S. 6 (7).
  26. Zitat Dobermann in: Särg 2022, S. 167.
  27. Dank an Dan Lukas für die Information.
  28. Vgl. Hein 2017, S. 85-86; Sakk 2004, S. 338.
  29. Vgl. Ångström Grandien, Inga Lena: Destain, Joseph Gabriel, in: Andreas Beyer, Bénédicte Savoy and Wolf Tegethoff (Hgg.): Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank, Berlin, New York 2021; Selling, Gösta: Joseph Gabriel Destain, https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17497, Svenskt biografiskt lexikon (18.06.2024).
  30. Vgl. Sakk 2004, S. 338.
  31. Vgl. Slott och Herresäten I Sverige, Bd. 1, Malmö 1971, S. 265.
  32. Vgl. Slott och Herresäten I Sverige, Bd. 1, Malmö 1971, S. 277.
  33. Vgl. Selling, Gösta: Svenska Herrgårds Hem under 1700-Talet, Arkitektur och inredning 1700-1780, Stockholm 1991.
  34. Vgl. Ångström Grandien 2021.
  35. Vgl. Hein 2017, 86.
  36. Vgl. Maiste 2023, 216-219.
  37. Vgl. Maiste 2023, 219 und 222.
  38. Vgl. Maiste 2023, 226 (Fußnote 392).
  39. Ich danke Dr. Ants Hein für die Informationen (E-Mail 12.07.2023).
  40. Zum Bau von Großenhof existiert mündlich weiter gegebenes Wissen. Dank an Vello Kaskor für die Information (E-Mail 12.10.2023).