Pronstorf/09. Garten und Park im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen

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====Gartenanlagen: Garten und Park im 18. Jahrhundert====
====Gartenanlagen: Garten und Park im 18. Jahrhundert====
Die Lithografie von [[wikidata:Q1438350 |Friedrich Adolph Hornemann]] (1813–1890) aus dem Jahr 1850 zeigte das parkartige Ambiente des Gutes, deutlich begrenzt auf das unmittelbare Umfeld der Gebäude (Abb. 84).<ref name="ftn181">Vgl. Hornemann 1850.
Die Lithografie von [[wikidata:Q1438350 |Friedrich Adolph Hornemann]] (1813–1890) aus dem Jahr 1850 zeigt das parkartige Ambiente des Gutes, deutlich begrenzt auf das unmittelbare Umfeld der Gebäude (Abb. 84).<ref name="ftn181">Vgl. Hornemann 1850.


</ref> Heute erstreckt sich eine weitläufige Parklandschaft mit Baumgruppen und dichtem Baumbestand vom Herrenhaus südlich und westlich bis zum See. „Das Haus reicht weit in den damaligen Garten“, beklagt Detlev von Buchwaldt in einem Brief an seinen Onkel Detlev von Reventlow (Abb. 85, 86, 87).<ref name="ftn182">Vgl. Rantzau 1902, S. 84.
</ref> Heute erstreckt sich eine weitläufige Parklandschaft mit Baumgruppen und dichtem Baumbestand vom Herrenhaus südlich und westlich bis zum Wardersee. „Das Haus reicht weit in den damaligen Garten“, beklagt Detlev von Buchwaldt in einem Brief an seinen Onkel Detlev von Reventlow.<ref name="ftn182">Vgl. Rantzau 1902, S. 84.


</ref> Ein altes Gemälde zeigt die ursprüngliche Lage des Gartens, der direkt an den [[wikidata:Q2549093 |Warder See]] mündete. Im Jahr 1728 wurde für den Hausbau bereits ein Teil des vormals breiteren südlichen Hausgrabens zugeschüttet.
</ref> Ein altes Gemälde (Abb. 85) zeigt die ursprüngliche Lage des Gartens. Der [[wikidata:Q2549093 |Warder See]] war wohl größer als heute und grenzte vielleicht unmittelbar an diesen an. Im Jahr 1728 wurde für den Hausbau bereits ein Teil des vormals breiteren südlichen Hausgrabens (Abb. 86-87) zugeschüttet.


Aufgrund der direkten Lage zum See wurde deshalb auf eine großzügige Parkanlage verzichtet. Auch reichte der See früher bis an das Herrenhaus mit Wassergraben heran. Platz für ein kleines Beetareal im Stil des damaligen Barocks gab es lediglich an der Seite zum Westerrader Weg. Heute ist dieses nicht mehr vorhanden. Auch existieren keine alten Pläne im Gutsarchiv. Lediglich ein altes Gemälde zeigt diesen kleinen barocken Garten.  
Aufgrund der wohl näheren Lage am See wurde auf eine großzügige Parkanlage verzichtet. Platz für ein kleines Areal im Stil des damaligen Barocks gab es lediglich an der Seite zum heutigen Westerrader Weg. Dieser formale Garten ging verloren und es existieren auch keine alten Pläne im Gutsarchiv. Lediglich ein Gemälde (Abb. 85) zeigt einen kleinen barocken Garten als von einer Mauer umgeben, von Wegen gerahmt und mit Buschwerk bepflanzt. Eine weiße Bank und ein heller Gartentempel, von hochgewachsenen Bäumen beschirmt und mit Blick über das Wasser, lud zum Verweilen ein.


====Gartenanlagen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart====
====Gartenanlagen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart====
Die jetzige Baumvegetation im Frontbereich des Hauses besteht ausschließlich aus Linden (''Tilia'') und einer Hängebuche (''Fagus sylvatica f. pendula''), die sich unmittelbar neben dem Ehrenhof befindet. Der Lindenbestand wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts angelegt. Fotomaterial aus den 1930er Jahren zeigt die Bäume mit deutlich geringerem Durchmesser. Auf den bekannten Stichen von [[wikidata:Q1438350  |Friedrich Adolph Hornemann]] (1813–1890) ist ebenfalls der Baumbestand gut zu erkennen. Eine weitere Hornemann-Darstellung, die von einer erhabenen Position aus nördlicher Richtung den Ort betrachtet, zeigt weitere Baumarten in Pronstorf. Hieraus ist eindeutig zu erkennen, dass die vorherige Baumvegetation im gesamten Ort, dem damaligen italophilen kulturellen Vorbild folgend, schmalkronige Pappeln (''Populus'') umfasste.<ref name="ftn183"><span style="color:#000000;">Diese Vermutung wurde Graf Hans Caspar Rantzau von Frau Dr. Marita M. Meyer, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, bestätigt.</span></ref> Die Wandbemalung des Gartensaals stammt aus dem Jahr 1806 und zeigt ausschließlich italienische Landschaften und Gottheiten. Es ist zu vermuten, dass die gesamten Alleeanlagen der Ortschaft zu dieser Zeit mit schmalkronigen Pappeln angelegt wurden.
Die jetzige Baumvegetation im Gutshof, vor der Hauptfassade des Herrenhauses, besteht ausschließlich aus Linden (''Tilia'') und einer Hängebuche (''Fagus sylvatica f. pendula''), die unmittelbar neben dem Ehrenhof steht. Der Lindenbestand wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gepflanzt. Fotomaterial aus den 1930er Jahren zeigt die Bäume mit deutlich geringerem Durchmesser. Auf den bekannten Stichen von [[wikidata:Q1438350  |Friedrich Adolph Hornemann]] (1813–1890) ist der Baumbestand ebenfalls gut zu erkennen (Abb. 84). Eine weitere Hornemann-Darstellung, die von einer erhabenen Position aus nördlicher Richtung den Ort betrachtet, zeigt weitere Baumarten in Pronstorf. Hieraus ist deutlich zu erkennen, dass die vorherige Baumvegetation im gesamten Ort, dem damaligen italophilen kulturellen Vorbild folgend, schmalkronige Pappeln (''Populus'') umfasste.<ref name="ftn183"><span style="color:#000000;">Diese Vermutung wurde Hans-Caspar Graf zu Rantzau von Dr. Margita M. Meyer, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, bestätigt.</span></ref> Die Wandbemalung des Gartensaals stammt aus dem Jahr 1806 und zeigt ausschließlich italienische Landschaften und Gottheiten. Es ist zu vermuten, dass mindestens alle Alleen der Ortschaft zu jener Zeit mit schmalkronigen, hochwachsenden Pappeln bepflanzt wurden.


Auf dem ältesten Ölgemälde – aus dem 18. Jahrhundert stammend – wird das Herrenhaus aus einer erhöhten Perspektive von der Ostseite gezeigt (Abb. 88). Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um den Standort, der auch vom [https://www.geosphere.at/de%20 Geosphere Austria] Institut bodenanalytisch untersucht und als Mottenstandort identifiziert wurde. Hieraus ergibt sich, dass die kleine barocke Gartenanlage auf der Ostseite angelegt war, da nur diese Seite die räumlichen Voraussetzungen eines solchen Gartens hatte. Es gibt derzeit noch drei markante Spitzahorne (''Acer platanoides'') aus der Zeit des Ölgemäldes, mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,5 bis 2 m, die in etwa 2,5 m Höhe gekappt wurden und somit über ausladende Kronen verfügen. In einem Fall ist die Krone altersbedingt durch Abbrüche stark reduziert. Außerdem gibt es eine Rosskastanie (''Aesculus'') vergleichbarer Dimension, die aus derselben Zeit stammt. Diese Bäume wurden vermutlich zeitgleich mit der Anlage des Barockgartens angepflanzt.
Auf dem ältesten Ölgemälde – aus dem 18. Jahrhundert stammend – wird das Herrenhaus, von einer erhöhten Perspektive aus, eventuell von seiner Ostseite gezeigt (Abb. 85). Im gesamten Bereich unmittelbar am Herrenhaus wurden vom [https://www.geosphere.at/de%20 Geosphere Austria] Institut bodenanalytische Untersuchungen durchgeführt, und es konnte der Standort einer historischen Motte (einer künstlichen Bodenverdichtung um z.B. ein Bauwerk in sumpfigem Gelände zu tragen) identifiziert werden. Im Bereich einer früheren gärtnerischen Bepflanzung am Herrenhaus gibt es derzeit noch drei markante Spitzahorne (''Acer platanoides'') aus der Zeit des Ölgemäldes. Mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,5 bis 2 m wurden sie in etwa 2,5 m Höhe gekappt und mit ausladenden Kronen gezogen. Diese Kronen sind heute altersbedingt ausgewachsen und in einem Fall durch Abbrüche stark reduziert. Außerdem gibt es eine Rosskastanie (''Aesculus'' ''hippocastanum'') vergleichbarer Dimension, die vermutlich aus derselben Zeit stammt. Eventuell wurden diese Bäume zeitgleich mit der Anlage des Barockgartens angepflanzt.


Erst nachdem sich der [https://www.wikidata.org/wiki/Q2549093%20 Wardersee] zurückgezogen hatte, wurde ein Wassergraben angelegt. Dieser Graben wurde im Jahr 1966 jedoch zugunsten einer großen Rasenfläche zugeschüttet. Der Graben lag auf der Gartenseite und der rechten Seite vom Hof aus betrachtet. Ursprünglich reichte der See damals direkt bis an die Rückseite des Herrenhauses heran (Abb. 89). An den Seitenfassaden schlossen sich Nebengebäude an. Erst im Laufe der letzten Jahrhunderte sank der Wasserspiegel. Der [https://www.wikidata.org/wiki/Q88480%20 Wassergraben] sorgte dafür, dass eine Erdschicht rund 3,5 Meter unter dem Gebäude nicht austrocknete. Durch die Zuschüttung des Wassergrabens Mitte des 20. Jahrhunderts trocknete die [https://www.wikidata.org/wiki/Q170449%20 Modderschicht] unter dem Herrenhaus jedoch aus und verlor dadurch an Stabilität. Das Gewicht des Gebäudes drückte immer weiter auf diese trockene Schicht, was zu Senkrissen im gesamten Haus führte. Dies machte eine Renaturierung des Grabens notwendig.
Nachdem der Wasserstand im [https://www.wikidata.org/wiki/Q2549093%20 Wardersee] abgenommen hatte, wurde ein historisch existierender Wassergraben um das Gut deutlicher erlebbar. Dieser Graben wurde im Jahr 1966 zugunsten einer großen Rasenfläche weitestgehend zugeschüttet. Der Graben lag vor allem auf der Gartenseite des Herrenhauses und auf der rechten Seite des Gutshofes. Der [https://www.wikidata.org/wiki/Q88480%20 Wassergraben] sorgte dafür, dass eine Erdschicht bis in rund 3,5 m  Tiefe unter dem Gebäude nicht austrocknete. Durch das Zuschütten verlor die [https://www.wikidata.org/wiki/Q170449%20 Modderschicht] jedoch an Stabilität. Das Gewicht des Gebäudes drückte die nun trockene Schicht zusammen, was zu Senkrissen im gesamten Haus führte. Dies machte eine Renaturierung von Teilen des Grabens notwendig.


Die Wiederherstellung des Grabens von Gut Pronstorf wurde 2021 durch den Kreis Segeberg, die Wasserbehörde und die Denkmalschutzbehörde genehmigt, mit Stellungnahmen des Landesamts für Denkmalpflege Schleswig-Holstein sowie des [https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/ALSH/alsh_node.html Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein]<span style="color:#0070c0;">.</span><ref name="ftn184">Die Anträge liegen wurden mit allen zuständigen Behörden und dem Besitzer Graf Rantzau erstellt und durchführt.
Die Wiederherstellung des Grabens von Gut Pronstorf wurde 2021 durch den Kreis Segeberg, die Wasserbehörde und die Denkmalschutzbehörde genehmigt, mit Stellungnahmen des Landesamts für Denkmalpflege Schleswig-Holstein sowie des [https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/ALSH/alsh_node.html Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein]<span style="color:#0070c0;">.</span><ref name="ftn184">Die entsprechenden Anträge wurden in Zusammenarbeit mit allen zuständigen Behörden und dem Besitzer des Gutes Pronstorf Hans-Caspar Graf zu Rantzau geschrieben. Nach Genehmigung der Arbeiten wurden diese durchführt.
</ref> Seit dem Herbst 2022 ist der Wassergraben wiederhergestellt und stellt heute erneut eine Verbindung zum Wardersee her. Die ursprüngliche Bepflanzung wurde einem historischen Gemälde des Hauses nachempfunden; zudem wurden Fische aus dem Wardersee eingesetzt (Abb. 90, 92-93, 94).


</ref> Seit dem Herbst 2022 ist der Wassergraben wiederhergestellt und stellt heute erneut eine Verbindung zum Wardersee her. Die ursprüngliche Bepflanzung wurde einem historischen Gemälde des Hauses nachempfunden; zudem wurden Fische aus dem Wardersee wieder eingesetzt (Abb. 90, 91, 92, 93, 94).
|[[Datei:Abb 84 Lithografie Pronstorf .jpg|alternativtext=Abb. 84 Lithografie Pronstorf, Friedrich Adolph Hornemann (1813–1890), Institut Charles Fuchs, Mitte 19. Jahrhundert, Lithographie (getönt), Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek - Landesgeschichtliche Sammlung Inventarnummer: Pronsdorf 1 alte Inventarnummer: B 1354  |mini|Abb. 84 Lithografie von Pronstorf]][[Datei:Abb 85 Gemälde Herrenhaus Pronstorf.png|alternativtext=Abb. 85 Gemälde Herrenhaus Pronstorf, Öl auf Leinwand, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 85 Gemälde Herrenhaus Pronstorf 1]][[Datei:Abb 86 Gemälde Herrenhaus Pronstorf.jpg|alternativtext=Abb. 86 Gemälde Herrenhaus Pronstorf, Öl auf Leinwand, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 86 Gemälde Herrenhaus Pronstorf 2]][[Datei:Abb 87 Gemälde Herrenhaus Pronstorf.jpg|alternativtext=Abb. 87 Gemälde Herrenhaus Pronstorf, Öl auf Leinwand, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 87 Gemälde Herrenhaus Pronstorf 3]][[Datei:Abb 90 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben .jpg|alternativtext=Abb. 90 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 90 Gut Pronstorf, neuer Wassergraben]][[Datei:Abb 92 Gut Pronstorf – Gartenseite Neuer Wassergraben - Brücke.png|alternativtext=Abb. 92 Gut Pronstorf – Gartenseite Neuer Wassergraben - Brücke, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 92 Gut Pronstorf, Gartenseite des Herrenhauses, neuer Wassergraben mit Brücke]][[Datei:Abb 93 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben – Blickrichtung Wardersee.jpg|alternativtext=Abb. 93 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben – Blickrichtung Wardersee, Gutsverwaltung Pronstorf, HHZO, Dr. Ulrike Gawlik|mini|Abb. 93 Gut Pronstorf,  Gartenseite des Herrenhauses, neuer Wassergraben mit Blick in Richtung Wardersee]][[Datei:Abb 94 Gut Pronstorf – Abfluss zum Wardersee mit rekonstruierter Brücke.jpg|alternativtext=Abb. 94 Gut Pronstorf – Abfluss zum Wardersee mit rekonstruierter Brücke, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 94 Gut Pronstorf, Zufluss des Hausgrabens vom Wardersee mit rekonstruierter Brücke]]
 
|[[Datei:Abb 84 Lithografie Pronstorf .jpg|alternativtext=Abb. 84 Lithografie Pronstorf, Friedrich Adolph Hornemann (1813–1890), Institut Charles Fuchs, Mitte 19. Jahrhundert, Lithographie (getönt), Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek - Landesgeschichtliche Sammlung Inventarnummer: Pronsdorf 1 alte Inventarnummer: B 1354  |mini|Abb. 84 Lithografie Pronstorf]][[Datei:Abb 85 Gemälde Herrenhaus Pronstorf.png|alternativtext=Abb. 85 Gemälde Herrenhaus Pronstorf, Öl auf Leinwand, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 85 Gemälde Herrenhaus Pronstorf]][[Datei:Abb 86 Gemälde Herrenhaus Pronstorf.jpg|alternativtext=Abb. 86 Gemälde Herrenhaus Pronstorf, Öl auf Leinwand, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 86 Gemälde Herrenhaus Pronstorf]][[Datei:Abb 87 Gemälde Herrenhaus Pronstorf.jpg|alternativtext=Abb. 87 Gemälde Herrenhaus Pronstorf, Öl auf Leinwand, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 87 Gemälde Herrenhaus Pronstorf]][[Datei:Abb 88 Gemälde Herrenhaus Pronstorf.png|alternativtext=Abb. 88 Gemälde Herrenhaus Pronstorf, Öl auf Leinwand, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 88 Gemälde Herrenhaus Pronstorf]][[Datei:Abb 89 Gemälde Herrenhaus Pronstorf Ausschnitt.png|alternativtext=Abb. 89 Gemälde Herrenhaus Pronstorf Ausschnitt, Öl auf Leinwand, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 89 Gemälde Herrenhaus Pronstorf Ausschnitt]][[Datei:Abb 90 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben .jpg|alternativtext=Abb. 90 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 90 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben]][[Datei:Abb 91 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben Westseite.jpg|alternativtext=Abb. 91 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben Westseite, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau |mini|Abb. 91 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben Westseite]][[Datei:Abb 92 Gut Pronstorf – Gartenseite Neuer Wassergraben - Brücke.png|alternativtext=Abb. 92 Gut Pronstorf – Gartenseite Neuer Wassergraben - Brücke, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 92 Gut Pronstorf Gartenseite Neuer Wassergraben - Brücke]][[Datei:Abb 93 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben – Blickrichtung Wardersee.jpg|alternativtext=Abb. 93 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben – Blickrichtung Wardersee, Gutsverwaltung Pronstorf, HHZO, Dr. Ulrike Gawlik|mini|Abb. 93 Gut Pronstorf – Neuer Wassergraben – Blickrichtung Wardersee]][[Datei:Abb 94 Gut Pronstorf – Abfluss zum Wardersee mit rekonstruierter Brücke.jpg|alternativtext=Abb. 94 Gut Pronstorf – Abfluss zum Wardersee mit rekonstruierter Brücke, Gutsverwaltung Pronstorf, Familie zu Rantzau|mini|Abb. 94 Gut Pronstorf – Abfluss zum Wardersee mit rekonstruierter Brücke]]


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Aktuelle Version vom 2. April 2025, 09:01 Uhr

Gartenanlagen: Garten und Park im 18. Jahrhundert

Die Lithografie von Friedrich Adolph Hornemann (1813–1890) aus dem Jahr 1850 zeigt das parkartige Ambiente des Gutes, deutlich begrenzt auf das unmittelbare Umfeld der Gebäude (Abb. 84).[1] Heute erstreckt sich eine weitläufige Parklandschaft mit Baumgruppen und dichtem Baumbestand vom Herrenhaus südlich und westlich bis zum Wardersee. „Das Haus reicht weit in den damaligen Garten“, beklagt Detlev von Buchwaldt in einem Brief an seinen Onkel Detlev von Reventlow.[2] Ein altes Gemälde (Abb. 85) zeigt die ursprüngliche Lage des Gartens. Der Warder See war wohl größer als heute und grenzte vielleicht unmittelbar an diesen an. Im Jahr 1728 wurde für den Hausbau bereits ein Teil des vormals breiteren südlichen Hausgrabens (Abb. 86-87) zugeschüttet.

Aufgrund der wohl näheren Lage am See wurde auf eine großzügige Parkanlage verzichtet. Platz für ein kleines Areal im Stil des damaligen Barocks gab es lediglich an der Seite zum heutigen Westerrader Weg. Dieser formale Garten ging verloren und es existieren auch keine alten Pläne im Gutsarchiv. Lediglich ein Gemälde (Abb. 85) zeigt einen kleinen barocken Garten als von einer Mauer umgeben, von Wegen gerahmt und mit Buschwerk bepflanzt. Eine weiße Bank und ein heller Gartentempel, von hochgewachsenen Bäumen beschirmt und mit Blick über das Wasser, lud zum Verweilen ein.

Gartenanlagen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Die jetzige Baumvegetation im Gutshof, vor der Hauptfassade des Herrenhauses, besteht ausschließlich aus Linden (Tilia) und einer Hängebuche (Fagus sylvatica f. pendula), die unmittelbar neben dem Ehrenhof steht. Der Lindenbestand wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gepflanzt. Fotomaterial aus den 1930er Jahren zeigt die Bäume mit deutlich geringerem Durchmesser. Auf den bekannten Stichen von Friedrich Adolph Hornemann (1813–1890) ist der Baumbestand ebenfalls gut zu erkennen (Abb. 84). Eine weitere Hornemann-Darstellung, die von einer erhabenen Position aus nördlicher Richtung den Ort betrachtet, zeigt weitere Baumarten in Pronstorf. Hieraus ist deutlich zu erkennen, dass die vorherige Baumvegetation im gesamten Ort, dem damaligen italophilen kulturellen Vorbild folgend, schmalkronige Pappeln (Populus) umfasste.[3] Die Wandbemalung des Gartensaals stammt aus dem Jahr 1806 und zeigt ausschließlich italienische Landschaften und Gottheiten. Es ist zu vermuten, dass mindestens alle Alleen der Ortschaft zu jener Zeit mit schmalkronigen, hochwachsenden Pappeln bepflanzt wurden.

Auf dem ältesten Ölgemälde – aus dem 18. Jahrhundert stammend – wird das Herrenhaus, von einer erhöhten Perspektive aus, eventuell von seiner Ostseite gezeigt (Abb. 85). Im gesamten Bereich unmittelbar am Herrenhaus wurden vom Geosphere Austria Institut bodenanalytische Untersuchungen durchgeführt, und es konnte der Standort einer historischen Motte (einer künstlichen Bodenverdichtung um z.B. ein Bauwerk in sumpfigem Gelände zu tragen) identifiziert werden. Im Bereich einer früheren gärtnerischen Bepflanzung am Herrenhaus gibt es derzeit noch drei markante Spitzahorne (Acer platanoides) aus der Zeit des Ölgemäldes. Mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,5 bis 2 m wurden sie in etwa 2,5 m Höhe gekappt und mit ausladenden Kronen gezogen. Diese Kronen sind heute altersbedingt ausgewachsen und in einem Fall durch Abbrüche stark reduziert. Außerdem gibt es eine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) vergleichbarer Dimension, die vermutlich aus derselben Zeit stammt. Eventuell wurden diese Bäume zeitgleich mit der Anlage des Barockgartens angepflanzt.

Nachdem der Wasserstand im Wardersee abgenommen hatte, wurde ein historisch existierender Wassergraben um das Gut deutlicher erlebbar. Dieser Graben wurde im Jahr 1966 zugunsten einer großen Rasenfläche weitestgehend zugeschüttet. Der Graben lag vor allem auf der Gartenseite des Herrenhauses und auf der rechten Seite des Gutshofes. Der Wassergraben sorgte dafür, dass eine Erdschicht bis in rund 3,5 m Tiefe unter dem Gebäude nicht austrocknete. Durch das Zuschütten verlor die Modderschicht jedoch an Stabilität. Das Gewicht des Gebäudes drückte die nun trockene Schicht zusammen, was zu Senkrissen im gesamten Haus führte. Dies machte eine Renaturierung von Teilen des Grabens notwendig.

Die Wiederherstellung des Grabens von Gut Pronstorf wurde 2021 durch den Kreis Segeberg, die Wasserbehörde und die Denkmalschutzbehörde genehmigt, mit Stellungnahmen des Landesamts für Denkmalpflege Schleswig-Holstein sowie des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein.[4] Seit dem Herbst 2022 ist der Wassergraben wiederhergestellt und stellt heute erneut eine Verbindung zum Wardersee her. Die ursprüngliche Bepflanzung wurde einem historischen Gemälde des Hauses nachempfunden; zudem wurden Fische aus dem Wardersee eingesetzt (Abb. 90, 92-93, 94).

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Abb. 84 Lithografie von Pronstorf
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Abb. 85 Gemälde Herrenhaus Pronstorf 1
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Abb. 86 Gemälde Herrenhaus Pronstorf 2
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Abb. 87 Gemälde Herrenhaus Pronstorf 3
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Abb. 90 Gut Pronstorf, neuer Wassergraben
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Abb. 92 Gut Pronstorf, Gartenseite des Herrenhauses, neuer Wassergraben mit Brücke
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Abb. 93 Gut Pronstorf, Gartenseite des Herrenhauses, neuer Wassergraben mit Blick in Richtung Wardersee
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Abb. 94 Gut Pronstorf, Zufluss des Hausgrabens vom Wardersee mit rekonstruierter Brücke
  1. Vgl. Hornemann 1850.
  2. Vgl. Rantzau 1902, S. 84.
  3. Diese Vermutung wurde Hans-Caspar Graf zu Rantzau von Dr. Margita M. Meyer, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, bestätigt.
  4. Die entsprechenden Anträge wurden in Zusammenarbeit mit allen zuständigen Behörden und dem Besitzer des Gutes Pronstorf Hans-Caspar Graf zu Rantzau geschrieben. Nach Genehmigung der Arbeiten wurden diese durchführt.