Prebberede/07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Karte der<span style="color:#000000;"> Direktorialvermessung 1763</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn480">„Plan des Adelichen Gutes Prebrede. Auf Verordnung Gemeinschaftl. Directorial Commission 1763, Copürt von A. Fischer, vermessen von Marot“, LHAS SN 12.12-1_Prebberede Nr.Ia_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung.</ref></span><span style="color:#000000;"> (Abb.: '''24-25''') </span>zu Prebberede zeigt eine Gutsanlage mit Hauptbau vor Baubeginn des [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300021147 barock]en Herrenhauses um 1770. Der Hauptbau besteht aus drei einzelnen Gebäudeteilen, wobei zwei davon miteinander verbunden sind: an einen nahezu quadratischen Bau schließt ein L-förmiger Bau an. Ein langgestrecktes, auffallend schmales und nach Süden exponiertes Gebäude liegt in Richtung Garten. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Größe, der Lage nach Süden und der Existenz einer mit separater Signatur versehenen Fläche davor könnte es sich um eine Orangerie handeln. Eine an das Haupthaus nach Osten anschließende [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300008857 Boskett]- oder [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300184573 Parterre]fläche (mit eingezeichneter Broderie?) wäre geeignet zum Aufstellen von Orangeriepflanzen während des Sommers. | Die Karte der<span style="color:#000000;"> Direktorialvermessung 1763</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn480">„Plan des Adelichen Gutes Prebrede. Auf Verordnung Gemeinschaftl. Directorial Commission 1763, Copürt von A. Fischer, vermessen von Marot“, LHAS SN 12.12-1_Prebberede Nr.Ia_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung.</ref></span><span style="color:#000000;"> (Abb.: '''24-25''') </span>zu Prebberede zeigt eine Gutsanlage mit Hauptbau vor Baubeginn des [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300021147 barock]en Herrenhauses um 1770. Der Hauptbau besteht aus drei einzelnen Gebäudeteilen, wobei zwei davon miteinander verbunden sind: an einen nahezu quadratischen Bau schließt ein L-förmiger Bau an. Ein langgestrecktes, auffallend schmales und nach Süden exponiertes Gebäude liegt in Richtung Garten. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Größe, der Lage nach Süden und der Existenz einer mit separater Signatur versehenen Fläche davor könnte es sich um eine Orangerie handeln. Eine an das Haupthaus nach Osten anschließende [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300008857 Boskett]- oder [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300184573 Parterre]fläche (mit eingezeichneter Broderie?) wäre geeignet zum Aufstellen von Orangeriepflanzen während des Sommers. | ||
<span style="color:#000000;">Im „(…) Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn481"><span style="color:#000000;">Bassewitz 1906, S. 328.</span></ref></span><span style="color:#00b050;"> </span><span style="color:#000000;">(Abb.: 29) von 1764 ist vermutlich ein (siedlungsplanerischer) Entwurf eines neuen (repräsentativeren) Herrenhaues mit separaten seitlichen Kavaliershäusern zu erkennen. Mit Wahrscheinlichkeit dürfte es sich hierbei um das ab um 1770 erbaute barocke Herrenhaus Prebberede (Abb.:</span> <span style="color:# | <span style="color:#000000;">Im „(…) Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn481"><span style="color:#000000;">Bassewitz 1906, S. 328.</span></ref></span><span style="color:#00b050;"> </span><span style="color:#000000;">(Abb.: 29) von 1764 ist vermutlich ein (siedlungsplanerischer) Entwurf eines neuen (repräsentativeren) Herrenhaues mit separaten seitlichen Kavaliershäusern zu erkennen. Mit Wahrscheinlichkeit dürfte es sich hierbei um das ab um 1770 erbaute barocke Herrenhaus Prebberede (Abb.:</span> <span style="color:#000000;">2</span><span style="color:#000000;">, 26) handeln – wobei die Kavaliersgebäude nicht zur Ausführung kamen. Der Neubau wurde auf der Fläche des 1763 kartierten Gebäudekomplexes errichtet.</span> Es ist zu vermuten, dass im Kellergeschoss des barocken Neubaus Reste der Keller zweier Vorgängerbauten erhalten sind.<ref name="ftn482">Pöschk vermutet 2011: „Es ist wahrscheinlich, dass die innere Raumstruktur in Prebberede auf einen Vorgängerbau zurückgeht, in dem Reichsgraf Henning Friedrich von Bassewitz residiert hatte.“ Ebd., S. 197.</ref> Eine bauhistorische Untersuchung sollte sich hier anschließen. | ||
Das ab um 1770 vermutlich durch einen <span style="color:#000000;">nicht näher identifizierbaren Baumeister</span> Sidon aus Güstrow<span style="color:#000000;"><ref name="ftn483">1772 wird ein im Kloster Dobbertin tätiger „Zimmerermeister Sydow aus Güstrow“ erwähnt. Quelle: [https://de.wikipedia.org/wiki/Persönlichkeiten,_Baumeister_und_Handwerker_im_Kloster_Dobbertin https://de.wikipedia.org/wiki/Persönlichkeiten,_Baumeister_und_Handwerker_im_Kloster_Dobbertin#18._Jahrhundert]<span style="color:#0563c1;"><span style="color:#000000;"> </span></span>(11.01.2024). Jacobs benennt 1937 „Sidor“. Vgl.: Jacobs 1937, S. 45. Siehe ebenfalls Pöschk 2011, S. 198. Pöschk führt eine Argumentation in Richtung des Plöner Garteninspektors Heinrich Ludwig Sidon. Siehe ebd. S. 198. Siehe ebenfalls: Heckmann 2000, S. 22, Fußnote 95. Aus der 2022 erfolgten Zusammenarbeit des Kunsthistorikers und Baudenkmalpflegers Alexander Schacht (Untere Denkmalbehörde des Landkreises Rostock) mit Christel Sievert (Güstrow) und Dr. Carsten Neumann (Museum Barlachstadt Güstrow) ergibt sich folgende Spur: Johann Christian Leopold Sidon (Zimmermeister, geb. 1743 in Schwerin, 1769 nach Güstrow gekommen, 1783 in das Bürgerbuch Güstrow eingetragen, verheiratet (1781) mit Maria Elisabeth Jentzen, ausgeführte Projekte: Prebberede. Quelle: Volkszählungsliste 1819 Güstrow, Stadtarchiv Güstrow; Bürgerbuch aus Mecklenburg, Güstrow Bürgeraufnahmen, Franz Schubert, Göttingen 1994; Kopulationsregister aus mecklenburgischen Kirchenbüchern 1751-1800, Teil B, Güstrow-Dom, Franz Schubert, Göttingen 1991; E-Mail Alexander Schacht vom 04.06.2024. In derselben E-Mail weist Schacht darauf hin, dass im Museum Barlachstadt Güstrow ein <span style="color:#000000;">Musterentwurf Sidons von 1776</span><span style="color:#ff0000;"> </span>erhalten ist, der ein zweigeschossiges, neunachsiges (Hauptfassade), fünfachsiges (Seitenfront) Fachwerk-Herrenhaus mit dreigeschossigem, dreiachsigem Giebel und (zweigeschossigem) Mansarddach mit drei Schornsteinen zeigt. Die Aufteilung der Grundrisse vom Erd- und Obergeschoss ähneln denen von Prebberede (bei: Bassewitz 1906, S. 321.). Alexander Schacht bezeichnet diesen Entwurf als Meisterstück Sidons. E-Mail vom 04.06.2024. In einer weiteren <span style="color:#000000;">E-Mail</span> Schachts vom 11.06.2024 bestätigt dieser den von Gawlik vermuteten Zusammenhang zwischen dem „Zimmerermeister Sydow aus Güstrow“ (1772 tätig im Kloster Dobbertin) und dem Baumeister Plüschows Sidon (um 1770).</ref></span><span style="color:#000000;"> </span>erbaute Herrenhaus Prebberede<span style="color:#000000;"> liegt östlich seines Gutsdorfes bzw. der Siedlung. Sein </span><span style="color:#000000;">Eingangsportal (zum Gutshof) weist nach Norden. Das Herrenhaus (Abb.: 2, 33-36)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">ist ein Bau von rechteckigem Grundriss (40 x 21 m) mit elf Achsen in der Breite und sieben Achsen in der Tiefe, zweigeschossig und mit einem abgewalmten </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300002155 Mansarddach]<span style="color:#000000;"> (mit weiteren zwei Etagen, Bibern und Stand</span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300002232 gaube]<span style="color:#000000;">n). Vier Schornsteine sind symmetrisch auf dem Dachfirst verteilt. </span>Im Erdgeschoss massiv errichtet, ist das Gebäude im Obergeschoss ein mit [https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_8c34bd82 Backstein]<span style="color:#000000;">verblendeter Fachwerkmauer </span>konstruierter Bau.<span style="color:#000000;"> Die Fassade aus heute unverputztem Backstein über einem Putzsockel wird durch geputzte </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300452107 Kolossalpilaster]<span style="color:#000000;"> (</span>Wandfelder von je zwei Achsen ergebend)<span style="color:#000000;"> mit aufwendig gestalteten Sandsteinkapitellen (Abb.: 38) (Darstellung von „Wendenköpfen und Kriegsgeräten“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn484"><span style="color:#000000;">Bassewitz 1906, 320.</span></ref></span><span style="color:#000000;">) gegliedert. </span>Ein Geschoss[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300001788 gesims] hinterläuft die Pilaster. Die Mitte der vorderen (hofseitigen) und rückseitigen (Garten-) Fassade ist jeweils durch identische dreiachsige, von Dreieck[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300417357 giebel]n bekrönte Mittel[https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_e3dd49ef risalit]e betont. Mittig liegen die beiden Portale mit Freitreppen.<span style="color:#000000;"> An der Fassade zum Hof zeigt der Mittelrisalit die besondere Raumhöhe des (Besprechungs-) und Festsaales im Obergeschoss an. </span>Im Giebel wird das<span style="color:#000000;"> Allianzwappen (Abb.: 37)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">Bassewitz/Lützow</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn485"><span style="color:#000000;">Carl Friedrich</span><span style="color:#000000;">''' '''</span><span style="color:#000000;">Graf von Bassewitz (1720-1783) heiratete Maria Elisabeth von Lützow (1722-1794).</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>präsentiert - <span style="color:#000000;">ein Doppelwappen mit u.a. einem springenden Eber, dem Wappentier der Familie von Bassewitz. </span>Die Fenster des Herrenhauses sitzen in Sandsteinfassungen mit geradem Sturz und Schlussstein.<sup> </sup><ref name="ftn486">Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesdenkmalpflege, Dr. Ewa de Veer, 24.03.2023;<span style="color:#000000;"> Krauß/Fischer 2002, Bd. 2, S. 136; Pöschk 2011, S. 188.</span></ref> | Das ab um 1770 vermutlich durch einen <span style="color:#000000;">nicht näher identifizierbaren Baumeister</span> Sidon aus Güstrow<span style="color:#000000;"><ref name="ftn483">1772 wird ein im Kloster Dobbertin tätiger „Zimmerermeister Sydow aus Güstrow“ erwähnt. Quelle: [https://de.wikipedia.org/wiki/Persönlichkeiten,_Baumeister_und_Handwerker_im_Kloster_Dobbertin https://de.wikipedia.org/wiki/Persönlichkeiten,_Baumeister_und_Handwerker_im_Kloster_Dobbertin#18._Jahrhundert]<span style="color:#0563c1;"><span style="color:#000000;"> </span></span>(11.01.2024). Jacobs benennt 1937 „Sidor“. Vgl.: Jacobs 1937, S. 45. Siehe ebenfalls Pöschk 2011, S. 198. Pöschk führt eine Argumentation in Richtung des Plöner Garteninspektors Heinrich Ludwig Sidon. Siehe ebd. S. 198. Siehe ebenfalls: Heckmann 2000, S. 22, Fußnote 95. Aus der 2022 erfolgten Zusammenarbeit des Kunsthistorikers und Baudenkmalpflegers Alexander Schacht (Untere Denkmalbehörde des Landkreises Rostock) mit Christel Sievert (Güstrow) und Dr. Carsten Neumann (Museum Barlachstadt Güstrow) ergibt sich folgende Spur: Johann Christian Leopold Sidon (Zimmermeister, geb. 1743 in Schwerin, 1769 nach Güstrow gekommen, 1783 in das Bürgerbuch Güstrow eingetragen, verheiratet (1781) mit Maria Elisabeth Jentzen, ausgeführte Projekte: Prebberede. Quelle: Volkszählungsliste 1819 Güstrow, Stadtarchiv Güstrow; Bürgerbuch aus Mecklenburg, Güstrow Bürgeraufnahmen, Franz Schubert, Göttingen 1994; Kopulationsregister aus mecklenburgischen Kirchenbüchern 1751-1800, Teil B, Güstrow-Dom, Franz Schubert, Göttingen 1991; E-Mail Alexander Schacht vom 04.06.2024. In derselben E-Mail weist Schacht darauf hin, dass im Museum Barlachstadt Güstrow ein <span style="color:#000000;">Musterentwurf Sidons von 1776</span><span style="color:#ff0000;"> </span>erhalten ist, der ein zweigeschossiges, neunachsiges (Hauptfassade), fünfachsiges (Seitenfront) Fachwerk-Herrenhaus mit dreigeschossigem, dreiachsigem Giebel und (zweigeschossigem) Mansarddach mit drei Schornsteinen zeigt. Die Aufteilung der Grundrisse vom Erd- und Obergeschoss ähneln denen von Prebberede (bei: Bassewitz 1906, S. 321.). Alexander Schacht bezeichnet diesen Entwurf als Meisterstück Sidons. E-Mail vom 04.06.2024. In einer weiteren <span style="color:#000000;">E-Mail</span> Schachts vom 11.06.2024 bestätigt dieser den von Gawlik vermuteten Zusammenhang zwischen dem „Zimmerermeister Sydow aus Güstrow“ (1772 tätig im Kloster Dobbertin) und dem Baumeister Plüschows Sidon (um 1770).</ref></span><span style="color:#000000;"> </span>erbaute Herrenhaus Prebberede<span style="color:#000000;"> liegt östlich seines Gutsdorfes bzw. der Siedlung. Sein </span><span style="color:#000000;">Eingangsportal (zum Gutshof) weist nach Norden. Das Herrenhaus (Abb.: 2, 33-36)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">ist ein Bau von rechteckigem Grundriss (40 x 21 m) mit elf Achsen in der Breite und sieben Achsen in der Tiefe, zweigeschossig und mit einem abgewalmten </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300002155 Mansarddach]<span style="color:#000000;"> (mit weiteren zwei Etagen, Bibern und Stand</span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300002232 gaube]<span style="color:#000000;">n). Vier Schornsteine sind symmetrisch auf dem Dachfirst verteilt. </span>Im Erdgeschoss massiv errichtet, ist das Gebäude im Obergeschoss ein mit [https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_8c34bd82 Backstein]<span style="color:#000000;">verblendeter Fachwerkmauer </span>konstruierter Bau.<span style="color:#000000;"> Die Fassade aus heute unverputztem Backstein über einem Putzsockel wird durch geputzte </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300452107 Kolossalpilaster]<span style="color:#000000;"> (</span>Wandfelder von je zwei Achsen ergebend)<span style="color:#000000;"> mit aufwendig gestalteten Sandsteinkapitellen (Abb.: 38) (Darstellung von „Wendenköpfen und Kriegsgeräten“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn484"><span style="color:#000000;">Bassewitz 1906, 320.</span></ref></span><span style="color:#000000;">) gegliedert. </span>Ein Geschoss[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300001788 gesims] hinterläuft die Pilaster. Die Mitte der vorderen (hofseitigen) und rückseitigen (Garten-) Fassade ist jeweils durch identische dreiachsige, von Dreieck[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300417357 giebel]n bekrönte Mittel[https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_e3dd49ef risalit]e betont. Mittig liegen die beiden Portale mit Freitreppen.<span style="color:#000000;"> An der Fassade zum Hof zeigt der Mittelrisalit die besondere Raumhöhe des (Besprechungs-) und Festsaales im Obergeschoss an. </span>Im Giebel wird das<span style="color:#000000;"> Allianzwappen (Abb.: 37)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">Bassewitz/Lützow</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn485"><span style="color:#000000;">Carl Friedrich</span><span style="color:#000000;">''' '''</span><span style="color:#000000;">Graf von Bassewitz (1720-1783) heiratete Maria Elisabeth von Lützow (1722-1794).</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>präsentiert - <span style="color:#000000;">ein Doppelwappen mit u.a. einem springenden Eber, dem Wappentier der Familie von Bassewitz. </span>Die Fenster des Herrenhauses sitzen in Sandsteinfassungen mit geradem Sturz und Schlussstein.<sup> </sup><ref name="ftn486">Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesdenkmalpflege, Dr. Ewa de Veer, 24.03.2023;<span style="color:#000000;"> Krauß/Fischer 2002, Bd. 2, S. 136; Pöschk 2011, S. 188.</span></ref> | ||
Version vom 3. März 2025, 10:35 Uhr
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Anlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsanlage
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Quellen- und Literaturverzeichnis
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Die Karte der Direktorialvermessung 1763[1] (Abb.: 24-25) zu Prebberede zeigt eine Gutsanlage mit Hauptbau vor Baubeginn des barocken Herrenhauses um 1770. Der Hauptbau besteht aus drei einzelnen Gebäudeteilen, wobei zwei davon miteinander verbunden sind: an einen nahezu quadratischen Bau schließt ein L-förmiger Bau an. Ein langgestrecktes, auffallend schmales und nach Süden exponiertes Gebäude liegt in Richtung Garten. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Größe, der Lage nach Süden und der Existenz einer mit separater Signatur versehenen Fläche davor könnte es sich um eine Orangerie handeln. Eine an das Haupthaus nach Osten anschließende Boskett- oder Parterrefläche (mit eingezeichneter Broderie?) wäre geeignet zum Aufstellen von Orangeriepflanzen während des Sommers. Im „(…) Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“[2] (Abb.: 29) von 1764 ist vermutlich ein (siedlungsplanerischer) Entwurf eines neuen (repräsentativeren) Herrenhaues mit separaten seitlichen Kavaliershäusern zu erkennen. Mit Wahrscheinlichkeit dürfte es sich hierbei um das ab um 1770 erbaute barocke Herrenhaus Prebberede (Abb.: 2, 26) handeln – wobei die Kavaliersgebäude nicht zur Ausführung kamen. Der Neubau wurde auf der Fläche des 1763 kartierten Gebäudekomplexes errichtet. Es ist zu vermuten, dass im Kellergeschoss des barocken Neubaus Reste der Keller zweier Vorgängerbauten erhalten sind.[3] Eine bauhistorische Untersuchung sollte sich hier anschließen. Das ab um 1770 vermutlich durch einen nicht näher identifizierbaren Baumeister Sidon aus Güstrow[4] erbaute Herrenhaus Prebberede liegt östlich seines Gutsdorfes bzw. der Siedlung. Sein Eingangsportal (zum Gutshof) weist nach Norden. Das Herrenhaus (Abb.: 2, 33-36) ist ein Bau von rechteckigem Grundriss (40 x 21 m) mit elf Achsen in der Breite und sieben Achsen in der Tiefe, zweigeschossig und mit einem abgewalmten Mansarddach (mit weiteren zwei Etagen, Bibern und Standgauben). Vier Schornsteine sind symmetrisch auf dem Dachfirst verteilt. Im Erdgeschoss massiv errichtet, ist das Gebäude im Obergeschoss ein mit Backsteinverblendeter Fachwerkmauer konstruierter Bau. Die Fassade aus heute unverputztem Backstein über einem Putzsockel wird durch geputzte Kolossalpilaster (Wandfelder von je zwei Achsen ergebend) mit aufwendig gestalteten Sandsteinkapitellen (Abb.: 38) (Darstellung von „Wendenköpfen und Kriegsgeräten“[5]) gegliedert. Ein Geschossgesims hinterläuft die Pilaster. Die Mitte der vorderen (hofseitigen) und rückseitigen (Garten-) Fassade ist jeweils durch identische dreiachsige, von Dreieckgiebeln bekrönte Mittelrisalite betont. Mittig liegen die beiden Portale mit Freitreppen. An der Fassade zum Hof zeigt der Mittelrisalit die besondere Raumhöhe des (Besprechungs-) und Festsaales im Obergeschoss an. Im Giebel wird das Allianzwappen (Abb.: 37) Bassewitz/Lützow[6] präsentiert - ein Doppelwappen mit u.a. einem springenden Eber, dem Wappentier der Familie von Bassewitz. Die Fenster des Herrenhauses sitzen in Sandsteinfassungen mit geradem Sturz und Schlussstein. [7] Der heutige Besitzer von Prebberede deutet an, dass sich im Allianzwappen zusätzlich baltische Güter darstellen (Embleme Palme[8] und Leopard), die vermutlich Henning Friedrich Graf von Bassewitz (1680-1749) von der russischen Kaiserin Katherina I. (1684-1727, Regierungszeit 1725-1727) geschenkt wurden. Im Wappen ist außerdem der Alexander-Newski-Orden[9] zu erkennen, den Henning Friedrich Graf von Bassewitz verliehen bekommen hatte.[10] Adolf Graf von Bassewitz schreibt 1906: „Interessante Einzelheiten über die Kosten des Schlossbaues sind in den noch vorhandenen Gutsrechnungen aus der damaligen Zeit zu finden. Was bei ihrer Prüfung mit besonderem Stolz erfüllt, ist die Tatsache, dass die Materialien zumeist aus den eigenen Gütern entnommen sind: die Eichen im eigenen Wald geschlagen, die Ziegelsteine an Ort und Stelle gebrannt. Selbst in Beziehung auf die Arbeitskräfte ist dieser Grundsatz durchgehalten, indem nur Maurer, Zimmerleute und Bildhauer beschäftigt wurden, die aus den benachbarten mecklenburgischen Städten kamen; auch der Baumeister Sidon, der Prebberede erbaut hat, lebte in Güstrow. Ob zu den Stuckarbeiten im Saal Ausländer herangezogen waren, lässt sich leider nicht feststellen.“[11] Laut den Gutsrechnungen aus dem 18. Jahrhundert, so fährt Bassewitz fort, beträgt die Bausumme 5.225 Taler N2/3[12] und 550 Taler in Gold.[13] Die für das Haus verwendeten Ziegelsteine könnten möglicherweise sogar auf dem Gutsgelände in temporär errichteten Brennöfen hergestellt worden sein.[14] Der Bauhistoriker Torsten Pöschk[15] sieht in Gesamtaufbau und Fassadengestaltung Prebberedes Ähnlichkeiten zu den Herrenhäusern Johannstorf (1740-1743, Baumeister Rudolph Matthias Dallin, Familie von Buchwald(t))[16] und Rumpshagen (1768/1770, unter Jobst von Gundlach)[17].[18] Fassade und Portal (zum Hof) Prebberedes zeigen darüber hinaus auch Ähnlichkeiten zum 1751 bis 1757 erbauten Amtshaus/Klosterhauptmannshaus des Klosters Dobbertin.[19] |
- ↑ „Plan des Adelichen Gutes Prebrede. Auf Verordnung Gemeinschaftl. Directorial Commission 1763, Copürt von A. Fischer, vermessen von Marot“, LHAS SN 12.12-1_Prebberede Nr.Ia_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung.
- ↑ Bassewitz 1906, S. 328.
- ↑ Pöschk vermutet 2011: „Es ist wahrscheinlich, dass die innere Raumstruktur in Prebberede auf einen Vorgängerbau zurückgeht, in dem Reichsgraf Henning Friedrich von Bassewitz residiert hatte.“ Ebd., S. 197.
- ↑ 1772 wird ein im Kloster Dobbertin tätiger „Zimmerermeister Sydow aus Güstrow“ erwähnt. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Persönlichkeiten,_Baumeister_und_Handwerker_im_Kloster_Dobbertin#18._Jahrhundert (11.01.2024). Jacobs benennt 1937 „Sidor“. Vgl.: Jacobs 1937, S. 45. Siehe ebenfalls Pöschk 2011, S. 198. Pöschk führt eine Argumentation in Richtung des Plöner Garteninspektors Heinrich Ludwig Sidon. Siehe ebd. S. 198. Siehe ebenfalls: Heckmann 2000, S. 22, Fußnote 95. Aus der 2022 erfolgten Zusammenarbeit des Kunsthistorikers und Baudenkmalpflegers Alexander Schacht (Untere Denkmalbehörde des Landkreises Rostock) mit Christel Sievert (Güstrow) und Dr. Carsten Neumann (Museum Barlachstadt Güstrow) ergibt sich folgende Spur: Johann Christian Leopold Sidon (Zimmermeister, geb. 1743 in Schwerin, 1769 nach Güstrow gekommen, 1783 in das Bürgerbuch Güstrow eingetragen, verheiratet (1781) mit Maria Elisabeth Jentzen, ausgeführte Projekte: Prebberede. Quelle: Volkszählungsliste 1819 Güstrow, Stadtarchiv Güstrow; Bürgerbuch aus Mecklenburg, Güstrow Bürgeraufnahmen, Franz Schubert, Göttingen 1994; Kopulationsregister aus mecklenburgischen Kirchenbüchern 1751-1800, Teil B, Güstrow-Dom, Franz Schubert, Göttingen 1991; E-Mail Alexander Schacht vom 04.06.2024. In derselben E-Mail weist Schacht darauf hin, dass im Museum Barlachstadt Güstrow ein Musterentwurf Sidons von 1776 erhalten ist, der ein zweigeschossiges, neunachsiges (Hauptfassade), fünfachsiges (Seitenfront) Fachwerk-Herrenhaus mit dreigeschossigem, dreiachsigem Giebel und (zweigeschossigem) Mansarddach mit drei Schornsteinen zeigt. Die Aufteilung der Grundrisse vom Erd- und Obergeschoss ähneln denen von Prebberede (bei: Bassewitz 1906, S. 321.). Alexander Schacht bezeichnet diesen Entwurf als Meisterstück Sidons. E-Mail vom 04.06.2024. In einer weiteren E-Mail Schachts vom 11.06.2024 bestätigt dieser den von Gawlik vermuteten Zusammenhang zwischen dem „Zimmerermeister Sydow aus Güstrow“ (1772 tätig im Kloster Dobbertin) und dem Baumeister Plüschows Sidon (um 1770).
- ↑ Bassewitz 1906, 320.
- ↑ Carl Friedrich Graf von Bassewitz (1720-1783) heiratete Maria Elisabeth von Lützow (1722-1794).
- ↑ Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesdenkmalpflege, Dr. Ewa de Veer, 24.03.2023; Krauß/Fischer 2002, Bd. 2, S. 136; Pöschk 2011, S. 188.
- ↑ In der Kurländischen Ritterschaft zeigt mindestens die Familie Keyserling eine Palme im Wappen. Vgl.: Kurländische Ritterschaft, https://de.wikipedia.org/wiki/Kurländische_Ritterschaft (12.01.2024). Das Stammwappen der Familie Keyserling/Keyserligk präsentiert einen „natürl.[en] Palmbaum auf gr.[ünem] Rasen“. Vgl.: Stavenhagen 1939, S. 122, Digitalisat: https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00000602/images/index.html?id=00000602&groesser=&fip=yztsewqxdsydenweayafsdrensdasyzts&no=7&seite=137 (12.01.2024). Das Herrenhaus Palms/estnisch Palmse trägt das Wort Palme im Namen. Siehe: Palmse, https://de.wikipedia.org/wiki/Palmse (12.01.2024); auch: Bock, Sabine: Herrenhäuser in Estland. Eine kurze Übersicht zur Entwicklung ihrer Formen und zu ihrer Geschichte. Schwerin: Thomas Helms Verlag 2020, S. 22, 52, 74, 116.
- ↑ Der Alexander-Newski-Orden war der höchste regulär zu erreichende kaiserlich-russische Zivil- und Militärverdienstorden. Er wurde 1725 von Katharina I. nach dem Tode ihres Mannes Zar Peter I. gestiftet. Vgl.: Alexander-Newski-Orden, https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander-Newski-Orden (12.01.2024).
- ↑ Vgl.: mündliche Aussage des heutigen Besitzers des Anwesens Prebberede, Mai 2022.
- ↑ Bassewitz 1906, 323.
- ↑ N = Nominal- oder Nennwert z.B. eines Zahlungsmittels, in diesem Fall 2/3-Taler.
- ↑ Vgl.: Bassewitz 1906, 323.
- ↑ Vgl.: mündliche Aussage des heutigen Besitzers des Anwesens Prebberede, Mai 2022. Auch der Kunsthistoriker und Bauforscher Alexander Schacht spricht von temporären Brennöfen, die zur Herstellung von Ziegelsteinen für Neubauten in Mecklenburg errichtet wurden. Vgl.: Gespräch am 29.05.2024.
- ↑ Pöschk 2001, S. 196.
- ↑ Vgl.: Johannstorf, https://gutshaeuser.de/de/guts_herrenhaeuser/gutshaeuser_j/gutshaus_herrenhaus_schloss_johannstorf (14.03.2024); Heckmann 2000, S. 157, Abbildung S. 156.
- ↑ Vgl.: Rumpshagen, https://gutshaeuser.de/de/guts_herrenhaeuser/gutshaeuser_r/gutshaus_rumpshagen (14.03.2024).
- ↑ Auch Heckmann 2000 stellt das Herrenhaus Prebberede in eine Reihe mit Rumpshagen (1730-1772 (Benennung einer anderen Bauzeit)) und Johannstorf (1743). Vgl. ebd., S. 11.
- ↑ Siehe: Kloster Dobbertin, Amtshaus, https://kloster-dobbertin.de/sehenswertes-und-veranstaltungen/das-baudenkmal-kloster-dobbertin/#!/amtshaus (14.03.2024). Henning Friedrich Graf von Bassewitz (1680-1749) ist zwischen 1746 und 1748 Klosterhauptmann von Dobbertin. (Vgl.: Liste der Persönlichkeiten des Klosters Dobbertin, Klosterhauptmänner, https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Persönlichkeiten_des_Klosters_Dobbertin#Klosterhauptmänner (14.03.2024). Die Amtszeit des Klosterhauptmanns (durch Wahl der Ritter- und Landschaft des Herzogtums) betrug sechs Jahre. Wäre Henning Friedrich Graf von Bassewitz nicht eher verstorben, hätte er den Bau des Amtshauses/Klosterhauptmannshauses ab 1751 miterlebt und auch dort gewohnt. Es ist sehr gut denkbar, dass er, trotz seines frühen Todes, die Planungen zum Neubau mitverfolgt hat. Knapp zwanzig Jahre später, ab um 1770, wird Prebberede durch Hennings Sohn Carl Friedrich Graf von Bassewitz (1720-1783) neu errichtet.